Einfach mal nichts tun "Niksen" im Selbstversuch – was taugt das neue Wohlfühl-Konzept aus Holland?

Einfach mal nichts tun: Wie geht das eigentlich?
Einfach mal nichts tun: Wie geht das eigentlich?
© Getty Images
Unsere Autorin Jana Luck wollte es für Sie ausprobieren: das "Niksen". Es kommt aus Holland und bedeutet, rein gar nichts zu tun. Erst hatte sie keine Zeit, dann ein bisschen Angst. Am Ende aber hatte sie das, wonach sie sich lange sehnte. 

Im Frühjahr 2019 brachte Birkenstock eine Sonderedition heraus. Sandalen mit zwei Riemchen, so weit, so normal. Aber aus knallrotem Samt mit pinkfarbenen Rändern. Ich war begeistert. Von der Farbkombi. Aber vor allem von dem Schriftzug in Gold, den sie auf die Innensohle gedruckt hatten, dort, wo die Ferse sitzt:  

 

IL 
DOLCE 
FAR 
NIENTE 

Das süße Nichtstun. Die Schuhe waren sehr schnell ausverkauft. Ich weiß nicht, ob es am Samt lag oder vielleicht eher an dem Verlangen nach dem Nichtstun. Nach Ruhe, Gelassenheit, Sonne im Gesicht. Es ist vermutlich kein Zufall, dass viele Sprachen Worte oder Phrasen fürs Nichtstun haben, die Deutschen aber höchstens das Wort "Müßiggang", das nicht unbedingt positiv besetzt ist.  

"Niksen" aus den Niederlanden

Unsere Nachbarn, die Niederländer, haben ähnlich wenig Sonne wie wir, aber sie haben ein Konzept: Niksen. Das bedeutet: Nichts tun. Und zwar wirklich gar nichts.

Zur etwa gleichen Zeit, als Birkenstock die rotpinken Schuhe mit dem verheißungsvollen Spruch verkaufte, veröffentlichte die in den Niederlanden lebende Polin Olga Mecking einen Artikel für die "New York Times", der viral gehen sollte, also tausendfach im Netz geteilt wurde: "The Case for Doing Nothing" hieß er, also ein Plädoyer, wenn nicht gar ein Aufruf zum Nichtstun. 

"Stop being so busy, and just do nothing. Trust us”, stand über dem Artikel. Hör auf, so beschäftigt zu sein, und tu nichts, vertrau uns. Seit ihrem Artikel gilt Mecking quasi als Lehrmeisterin für das Nichtstun. Offensichtlich wollten sehr viele Menschen eigentlich einfach mal nichts tun und am besten noch gesagt bekommen, dass das richtig ist. Anscheinend brauchen die Menschen dafür eine Erlaubnis. Dabei reicht ein Blick auf die Zahlen.    

Im November 2023 gaben 61 Prozent der Beschäftigten in Deutschland an, Burnout-gefährdet zu sein. In einer anderen Studie zeigte sich, dass weniger als die Hälfte der Deutschen glaubt, gute Strategien zu haben, um mit Stress umzugehen. Dabei wäre das so wichtig: Denn Stress verschlechtert nachweislich die Gesundheit, die körperliche und die mentale.