Viele Menschen leiden unter negativen Gedankenschleifen. In der Psychologie spricht man von "Rumination" – das permanente Wiederkäuen von Gedanken. Wissen Sie, worüber die Menschen besonders viel nachdenken?
Ja, dazu gibt es Erkenntnisse. Von klassischer "Rumination" sprechen Psychologen, wenn die Gedankenschleifen auf die Vergangenheit ausgerichtet sind. Man denkt über Fehler nach, die bereits passiert sind, und sagt sich 'hätte ich doch bloß nicht ...'. Oder über negative Erfahrungen wie ein schlechtes Zeugnis, einen überteuerten Restaurantbesuch, ein unangenehmes Gespräch mit dem Nachbarn. Man wiederholt die Situationen und versucht sie – in Gedanken – zu ändern. Das funktioniert natürlich nicht. Ähnlich ist es bei sorgenvollen Gedanken. Die sind auf die Zukunft gerichtet. Wir versuchen, unsere Angst vor Ungewissheit durch sorgenvolles Nachdenken zu bewältigen.

Zur Person
Dr. Julia F. Christensen ist eine dänische Psychologin und Neurowissenschaftlerin. Derzeit arbeitet sie am Max-Planck-Institut für empirische Ästhetik, Frankfurt. Ihre Ausbildung zur Profi-Balletttänzerin musste sie nach einem Unfall abbrechen. Als Wissenschaftlerin erforscht sie Auswirkungen von künstlerischen und handwerklichen Tätigkeiten auf das Gehirn und die seelische Gesundheit.