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Papst Franziskus Argentinien feiert die "Hand Gottes"

Selbst die Argentinier sind überrascht: Einer von ihnen ist der neue Papst. In Buenos Aires und ganz Lateinamerika strömen die Menschen in die Kirchen, sie weinen und schicken Dankesgebete zum Himmel.

Für viele Argentinier hat die "Hand Gottes" wieder zugeschlagen. Doch diesmal feiern sie nicht einen Erfolg ihrer Fußball-Legende Diego Maradona, sondern den neuen Papst Franziskus. Die Wahl des Kardinals von Buenos Aires, Jorge Mario Bergoglio, zum ersten Papst aus Lateinamerika lässt die Herzen seiner Landsleute höher schlagen. Die Argentinier strömen in die Kirchen und feiern die völlig überraschende Wahl des 76-jährigen zum Pontifex Maximus. Viele Menschen in dem überwiegend katholischen Land weinen und schicken Dankesgebete zum Himmel. Sie hoffen, der Jesuit werde die Glaubwürdigkeit von Kirche und Vatikan nach den Skandalen der letzten Jahre wiederherstellen.

Auch in anderen lateinamerikanischen Ländern überwiegt die Freude. "Ein Südamerikaner ist einfach offener als andere, während ein Europäer verschlossener ist", sagt der Mitarbeiter eines Krankenhauses in Santiago de Chile: "Ein Wandel wie dieser - mit einem Lateinamerikaner im Zentrum - ist sehr wichtig für den Kontinent", freut sich der Mann.

"Ich bin froh", bekennt auch ein 49-jähriger Taxifahrer in Mexiko Stadt. "Ein Papst aus Europa wäre so gewesen, wie wenn man dasselbe Brot jeden Tag isst." Endlich habe die Kirche ein Tabu gebrochen, stimmt ein 43-jähriger Katholik vor den Toren der Kathedrale in São Paulo in Brasilien zu.

Argentinier hoffen für ihr eigenes Land

In Lateinamerika leben rund 42 Prozent aller 1,2 Milliarden Katholiken. In Europa sind es nur 25 Prozent. Die Papstwahl zeige, dass die Kirche nun nach Lateinamerika schaue, erklärt Orani Tempesta, Erzbischof von Rio de Janeiro.

Die Argentinier jedenfalls hoffen für ihr eigenes Land. "Das ist ein Segen für Argentinien", ruft eine Frau im Zentrum von Buenos Aires aus. "Ich hoffe, er macht all diesem Luxus im Vatikan den Garaus", erklärt Jorge Andres Lobato, ein pensionierter Staatsanwalt. Er wünsche sich, dass Bergoglio die Kirche in Richtung einer stärkeren Demut führen werde - "näher am Evangelium". Der neue Papst ist für seinen bescheidenen Lebensstil und sein Mitgefühl für die in Armut lebenden Menschen bekannt.

Viele von Bergoglios Landsleuten sind von der Wahl ebenso überrascht wie die meisten Katholiken weltweit. Deswegen war für sie "wieder die Hand Gottes" im Spiel. So jedenfalls lauten spontane Kommentare auf dem Kurznachrichtendienst Twitter. Sie spielen an auf eine Äußerung des Fußballhelden Maradona, der im Viertelfinale bei der WM 1986 ein Tor mit der Hand erzielte. Für seine Gegner war es eine grobe Schummelei, für seine Verehrer ein Wink des Schicksals: Argentinien wurde später Weltmeister.

N. Misculin und J. Castilla, Reuters Reuters

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