Autozulieferer Massiver Jobabbau bei Bosch – Belegschaft in Schockstarre

Nach dem angekündigten Kahlschlag bei Bosch sind viele Mitarbeiter wütend und kämpferisch. Foto: Jason Tschepljakow/dpa
Nach dem angekündigten Kahlschlag bei Bosch sind viele Mitarbeiter wütend und kämpferisch. Foto
© Jason Tschepljakow/dpa
Der Bosch-Stellenabbau trifft die Beschäftigten hart: Angst und Wut machen sich breit – aber auch Kampfeswille.

Die drastischen personellen Einschnitte beim Autozulieferer Bosch haben in der Belegschaft Angst um ihre Existenz und Wut über die Unternehmensleitung ausgelöst. Um Kosten zu sparen, sollen etwa 13.000 weitere Stellen abgebaut werden, vor allem an deutschen Standorten der Zuliefersparte Mobility. 

Belegschaft in Schockstarre 

"Die Belegschaft ist in Schockstarre. Wir sind wütend und verängstigt", sagt etwa Mitarbeiter Luigi, der am Standort Waiblingen arbeitet. Die Menschen machten sich Sorgen um ihre Existenz. "Da gehen einem 1000 Gedanken durch den Kopf. Wie soll es weitergehen?" Jetzt sei es wichtig, zu mobilisieren. "Wir müssen alles tun und kämpfen, um unsere Arbeitsplätze hier zu retten. 

Mitarbeiterin Denise sagt, sie sei enttäuscht. Sie habe ihre Ausbildung bei Bosch gemacht, ihr Opa habe schon bei Bosch gearbeitet und sei immer stolz darauf gewesen, Mitarbeiter bei der sozialen Firma zu sein. "Aber leider merkt man mittlerweile davon gar nichts mehr, es geht nur noch um Profit, um Gewinn, um Umsatz. Wir sind so wütend." Die Nachricht über den Abbau sei ein Schock gewesen. "Wir müssen jetzt auf die Straße und zusammenhalten und der Firma zeigen, dass wir das nicht einfach mit uns machen lassen. Wir wollen unseren Arbeitsplatz behalten, wir wollen dafür kämpfen", sagt Denise.

Am Standort Waiblingen will das Unternehmen die Produktion für Verbindungstechnik bis Ende 2028 komplett einstellen. Betroffen sind davon den Angaben zufolge rund 560 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. 

Betriebsrat und IG Metall zeigen sich kämpferisch

Laut Matze Stefano, Betriebsratsvorsitzender am Standort Waiblingen, sind die Mitarbeiter sauer auf Bosch, "dass man sie so fallen lässt". Die Menschen seien bereit, sich für ihren Arbeitsplatz einzusetzen. "Wir verdienen hier in dem Werk Geld. Hier geht es nur darum, dass Bosch den Hals nicht voll kriegt. Das lassen wir uns hier nicht bieten."

Auch Baden-Württembergs IG-Metall-Chefin Barbara Resch kündigte Widerstand an. "Unsere Botschaft ist klar: Wir werden nicht tatenlos zusehen, wie Bosch sich aus der Verantwortung stiehlt und den Standort im Stich lässt", so Resch. Die Stellen sollen überwiegend an den deutschen Standorten der Zuliefersparte Mobility abgebaut werden.

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"Jetzt heißt es zusammenstehen – wir werden gemeinsam mit den Beschäftigten den Widerstand organisieren und für den Erhalt der Arbeitsplätze und eine starke Zukunft in der Region kämpfen." Die Nachricht von Bosch sei ein Schock und ein Schlag ins Gesicht der Beschäftigten gewesen. Bosch sei mehr als ein Unternehmen – es sei Teil des Rückgrats der Industrie in Baden-Württemberg. "Wer hier Arbeitsplätze streicht, trifft nicht nur einzelne, sondern ganze Familien und Gemeinden", so Resch.

Waiblingens Oberbürgermeister Sebastian Wolf (CDU) sprach von einem herben Schlag für den Wirtschaftsstandort Waiblingen. "An die Konzernspitze habe ich die klare Erwartungshaltung, dass das Unternehmen seiner Verantwortung für die Beschäftigten nachkommt", betonte der Politiker. 

Baden-Württemberg im Fokus des Stellenabbaus

Von den dem am Donnerstag verkündeten Abbauplänen sind vor allem Standorte in Baden-Württemberg betroffen. So sollen im Stuttgarter Stadtteil Feuerbach, in Schwieberdingen und Waiblingen sowie am badischen Standort Bühl/Bühlertal Tausende Stellen wegfallen. Bereits seit Ende 2023 gibt es bei Bosch eine ganze Reihe von Stellenabbauprogrammen, auch hier war vor allem die Zuliefersparte Mobility betroffen gewesen.

dpa