Nach dem Fund eines riesigen Drogenlagers im brandenburgischen Nauen sind Spezialisten am dritten Tag in Folge im Einsatz gewesen, um die illegale Produktionsstätte zu räumen. "Ich fürchte, wir werden nicht fertig am Wochenende", sagte der Sprecher des Zollfahndungsamtes Berlin-Brandenburg, Christian Lanninger. "Das ist schon ein sehr großes Ding."
Zwei verdächtige Männer - 41 und 50 Jahre alt - sitzen inzwischen in Untersuchungshaft. Sie wohnten in Räumen neben den Hallen mit den Drogen, sollen das Labor laut Ermittlungsbehörden aber nicht alleine betrieben haben. "Wir hoffen, dass wir die Hintermänner erhellen", sagte Lanninger.
Aufwendiger Dauereinsatz
Die Einsatzkräfte hatten am Mittwoch das Drogenlabor von beispiellosem Ausmaß am Stadtrand von Nauen entdeckt - rund 40 Kilometer von Berlin entfernt. Nach einem Hinweis im Mai war das Gelände zuvor observiert worden.
Die Ermittler stießen auf rund 100 Kilogramm fertig hergestellter Drogen und tonnenweise andere Chemikalien. Sie stellten in den Wohnräumen der beiden Verdächtigen mehr als 200.000 Euro in bar sicher.
Angesichts der Dimension des Fundes begann ein aufwendiger Großeinsatz. Ohne die Unterstützung des Technischen Hilfswerks, des Katastrophenschutzes und der Feuerwehr wäre die Räumung der Hallen nicht zu schaffen, sagte Lanninger. Oberste Priorität habe dabei der Gesundheitsschutz der Einsatzkräfte, die mit spezieller Ausrüstung und Atemschutz arbeiteten.
Spezialisten überprüfen gefundene Chemikalien
 
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Die Einsatzkräfte sind weiter dabei, die Chemikalien zu überprüfen. "Zuerst muss erkannt werden, was haben wir da für Produkte", so der Sprecher des Zollfahndungsamtes. Dann müsse geklärt werden, wie die chemischen Stoffe transportiert und gelagert werden könnten. "Die Labor-Analysen brauchen noch einige Zeit." Belastbare Angaben zur Menge der Chemikalien und der genauen Dimension des Fundes soll es frühestens in der kommenden Woche geben.
Umfang des Drogenlagers überrascht Ermittler
Einsatzleiter Henner Grote schilderte am Donnerstag: "Man kann sich dieses Labor nicht wie ein Labor in einer Universität vorstellen." Die halbe Halle sei vermüllt und auch anliegende Garagen seien betroffen. "Das Besondere ist die Größe: Ich mache die Arbeit seit über 30 Jahren. Ich habe so ein Labor noch nie gehabt." Die Ermittler gehen davon aus, dass die Substanzen für den Berliner Markt bestimmt waren.
Laut Zollfahndungsamt wurden die Drogen 3-CMC und 4-CMC gefunden. Sie gehörten zu den Amphetaminen und seien als Partydroge einzustufen, sagte der Sprecher. Neben den bereits fertigen Drogen seien große Mengen an chemischen Stoffen entdeckt worden, die für die Herstellung benötigt werden. Crystal Meth soll nach bisherigen Erkenntnissen nicht produziert worden sein.
An der Razzia am Mittwoch unter der Federführung des Zollfahndungsamtes waren rund 150 Beamte und Beamtinnen unter anderem von der Bundespolizei beteiligt. Zuständig ist die Staatsanwaltschaft Frankfurt (Oder).
Hallen zur Drogen-Herstellung im Berliner Umland günstiger
Einsatzleiter Grote, der seit Jahrzehnten bei der Drogenfahndung arbeitet, sieht synthetische Drogen stark auf Vormarsch. Berlin mit seiner Partyszene sei der Hotspot für aufputschende Partydrogen. Drogenhersteller würden deshalb öfter rund um Berlin ihre Labore aufbauen. Hier fühlten sie sich abgeschottet, sagte Grote. Zudem seien angemietete Hallen in Brandenburg meist günstiger als in Berlin.
Zuletzt war im Januar bei einer großangelegten Durchsuchungsaktion in einer Garage in Brielow in der brandenburgischen Gemeinde Betzsee (Landkreis Potsdam-Mittelmark) ein professionell eingerichtetes Labor ausgehoben worden. Dort wurden ebenfalls synthetische Drogen hergestellt. Es wurden mehr als 21 Kilogramm mutmaßliches Amphetamin und weitere Substanzen gefunden, wie es in einer Mitteilung von Staatsanwaltschaft und Zollfahndungsamt nach Abschluss der Razzia hieß.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
