Beim Thema Expo 2035 gehen die Meinungen im Berliner Senat weiterhin auseinander. Das gilt insbesondere für den Regierenden Bürgermeister Kai Wegner (CDU), der sich auf eine Bewerbung um Olympische Spiele konzentrieren will, und Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey (SPD), die die Weltausstellung gerne in die deutsche Hauptstadt holen möchte. "Meine Priorisierung ist und bleibt Olympia", sagte Wegner der Deutschen Presse-Agentur.
"Die Vertreterinnen und Vertreter des DOSB erwarten eine klare Fokussierung auf die Olympischen und Paralympischen Spiele." Für eine Olympia-Bewerbung sei viel zu tun – beim Ausbau der Infrastruktur, dem Bau des Olympischen Dorfs und der Vorbereitung der Spiele. "Mir ist wichtig, dass wir unsere Bewerbung nicht durch Debatten, die wir zurzeit führen, gefährden."
Giffey sieht das anders: "Aus Sicht der Wirtschaftssenatorin kann ich nur sagen: Die wirtschaftlichen Effekte einer Weltausstellung, die über ein halbes Jahr pro Tag bis zu einer viertel Million Besucher anzieht, liegen für die Region und ganz Deutschland im Milliarden-Bereich", sagte die SPD-Politikerin der "Berliner Morgenpost".
Giffey hält zwei Großveranstaltungen in Berlin für machbar
Diese wirtschaftlichen Vorteile benenne sie klar. Das heiße nicht, dass sie sich nicht hinter den Senatsbeschluss für eine Bewerbung zu Olympischen Spielen stelle. "Ich glaube aber nach wie vor, dass Berlin es schafft, in 15 Jahren zwei Großveranstaltungen zu stemmen. Das würden sich andere Metropolen dieser Größenordnung auch zutrauen", so die Wirtschaftssenatorin.
"Die Zukunftsperspektive muss doch sein: Wir können mit der Expo 2035 Infrastruktur schaffen, die wir 2040 auch für Olympia nutzen." Berlin müsse den Anspruch haben: "Wenn Olympische Spiele nach Deutschland kommen, dann finden sie natürlich in der Hauptstadt statt. Das ist doch sonnenklar", sagte Giffey. "Wenn Deutschland sich bewirbt, dann muss Berlin dabei sein."
Zu Wegners Position sagte die SPD-Politikerin: "Ich respektiere die Priorisierung des Regierenden für Olympia." Dennoch wolle sie nicht das Engagement derer ignorieren, die aus der Stadtgesellschaft und der Berliner Wirtschaft heraus die Expo-Idee für Berlin entwickelt hätten. "Wir können es uns nicht leisten, das einfach zu verschenken", sagte Giffey. "Es braucht jetzt ein bisschen Ruhe und Zeit, um nochmal nachzudenken, wie ein Weg aussehen kann, der alle Interessen zusammenführt."
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Wegner sieht gute Chancen für eine Olympia-Bewerbung
Wegner widersprach Kritikern, Berlin habe mit seiner Bewerbung um Olympische und Paralympische Spiele schlechte Chancen. "Die Konzepte werden im Juni abgegeben. Der DOSB hat nun die Kriterien, nach denen über die Konzepte entschieden wird, vorgestellt", sagte er.
"Die internationale Strahlkraft der Bewerberstadt macht 40 Prozent aus. Das ist die Stärke Berlins. Und da sind sich alle einig: Berlin ist die internationale Metropole in Deutschland." Berlin sei im Wettbewerb mit München, Hamburg und Köln. "Für Deutschland insgesamt sind aber die internationalen Mitbewerber entscheidend", betonte Wegner. "Deswegen bin ich nach wie vor davon überzeugt, dass Deutschland mit Berlin die besten Chancen hat, international den Zuschlag für Olympische und Paralympische Spiele zu bekommen."