Parteitag Stahr und Ghirmai kandieren erneut für Grünen-Vorsitz

Nina Stahr und Philmon Ghirmai bilden seit 2023 die Doppelspitze der Berliner Grünen. (Archivbild) Foto: Annette Riedl/dpa
Nina Stahr und Philmon Ghirmai bilden seit 2023 die Doppelspitze der Berliner Grünen. (Archivbild) Foto
© Annette Riedl/dpa
Nina Stahr und Philmon Ghirmai wollen Parteichefs der Berliner Grünen bleiben. Warum sie sich trotz Kritik und parteiinterner Krisen erneut zur Wahl stellen.

Die Doppelsitze der Berliner Grünen will weitermachen. Die Landesvorsitzenden Nina Stahr und Philmon Ghirmai kündigten an, beim Parteitag am 22. November erneut zu kandidieren. 

"Dieses Wahljahr, was vor uns liegt, das braucht eine ruhige Führung, eine erfahrene Führung in der Partei", sagte Stahr, die diesen Montag (27. Oktober) 43 Jahre alt wird, der Deutschen Presse-Agentur. "Das bringen Philmon Ghirmai und ich mit." Gleichzeitig freue sie sich auf die inhaltliche Auseinandersetzung mit der CDU und dem schwarz-roten Senat.

Gegen "Rückschrittskoalition"

"Ich habe Bock, diese Rückschrittskoalition herauszufordern und zu sagen, diese Stadt kann so viel mehr", sagte Stahr. "Diese Stadt ist wirklich hinter so einem Grauschleier versunken in den letzten Jahren und hat verdient, die nächsten fünf Jahre wieder besser geführt zu werden. Und dafür werden wir kämpfen."

Um den Regierenden Bürgermeister Kai Wegner (CDU) aus dem Rathaus zu werfen, brauche es starke Grüne, fügte Ghirmai hinzu. "Statt Berlin zukunftsfest aufzustellen, ziehen Kai Wegner und seine Rückschrittskoalition eine Schneise der Verwüstung durch unsere Stadt", meinte er. "Die Mieten explodieren unaufhaltsam, zentrale Infrastruktur wie Bus und Bahn werden kaputtgespart, und Klimaschutz wird weder konsequent noch sozial gerecht betrieben."

Doppelspitze übernahm nach Chaosparteitag 

Das Duo aus der Reala Stahr und dem Parteilinken Ghirmai steht seit Dezember 2023 an der Spitze des Grünen-Landesverbandes. Stahr löste damals Susanne Mertens ab, die seit 2021 die Doppelspitze mit Ghirmai bildete. Stahr wiederum amtierte bereits von 2016 bis 2021 zusammen mit Werner Graf als Parteichefin.

Ihre Wiederwahl 2023 war ein Stück weit aus der Not geboren. Auf einem Parteitag fiel die damalige Kandidatin des Realo-Flügels, Tanja Prinz, in drei Wahlgängen durch. Das Treffen wurde daraufhin abgebrochen und ein paar Tage später neu angesetzt. 

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Dort wurde Stahr, die 2021 in den Bundestag eingezogen war, neben Ghirmai an die Spitze gewählt. Dafür ließ die Partei sogar die laut Satzung vorgeschriebene Trennung von Parteiamt und Mandat außer acht. Dieses Problem erledigte sich dann schneller als gedacht, weil Stahr bei der Teilwiederholung der Bundestagswahl im Februar 2024 ihr Parlamentsmandat verlor.

Flügelstreit und Gelbhaar-Affäre

Stahr und Ghirmai gelang es, nach dem Parteitags-Crash eine weitere Eskalation des Flügelstreits innerhalb des Landesverbands zu verhindern und die Partei in ruhigeres Fahrwasser zu steuern. Neuen Wirbel in der Partei verursachte ab Ende 2024 aber der Fall des Pankower Grünen-Bundestagsabgeordneten Stefan Gelbhaar. 

Der wurde nach Vorwürfen gegen ihn für die Bundestagswahl im Februar 2025 nicht wieder als Kandidat aufgestellt. Allerdings stellte sich heraus, dass die Vorwürfe zum Teil auf falschen Aussagen beruhten. In dem Zusammenhang gab es auch Kritik am Krisenmanagement der beiden Landesvorsitzenden. Gelbhaar hat mittlerweile angekündigt, in einem Wahlkreis in Pankow für die Wahl zum Abgeordnetenhaus 2026 zu kandidieren. 

"Krisenbewältigung"

"Wir haben zwei turbulente Jahre hinter uns", sagte Stahr. "Ich bin in diese Position ja auf etwas unorthodoxe Weise wieder reingekommen." Infolge der Landesdelegiertenkonferenz 2023 sei innerparteilich "einiges zu sortieren" gewesen, Stahr sprach von "Krisenbewältigung". Aber: "Wir haben inzwischen vieles geklärt und sind jetzt als Partei wieder auf einem sehr guten Weg."

dpa