Wegen eines ganztägigen Warnstreiks im öffentlichen Dienst kann es am Donnerstag Einschränkungen in Berliner Kitas und Schulen geben. Eltern, die ihren Nachwuchs in staatlichen Kitas betreuen lassen, müssen sich teils selbst um die Kinder kümmern. An Schulen kann Unterricht ausfallen. Nach Auskunft eines Sprechers der Gewerkschaft Verdi sind auch Einschränkungen in Bürgerämtern zu erwarten. Wie groß die Probleme am Ende sind, hängt von der Beteiligung der Beschäftigten am Warnstreik ab.
"Wir gehen nicht davon aus, dass Schulen komplett schließen", sagte eine Sprecherin der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) und verwies auf den hohen Anteil verbeamteter Lehrkräfte, die nicht streiken dürfen. Voraussichtlich würden eher einzeln Stunden ausfallen, manche Schulen könnten den Unterricht früher als üblich beenden.
Landeseigene Kitas könnten stärker betroffen sein
An den vom Warnstreik betroffenen landeseigenen Kitas, die etwa ein Zehntel aller Kindertagesstätten in Berlin ausmachen, dürften die Einschränkungen nach Einschätzung beider Gewerkschaften größer sein. "Einzelne Einrichtungen könnten ganz schließen", sagte die GEW-Sprecherin. In etlichen Stadtteilen hätten sich Eltern vernetzt, um die Betreuung ihrer Kleinen sicherzustellen.
Zu dem Protesttag aufgerufen haben neben Verdi und GEW auch die Gewerkschaft der Polizei (GdP) und IG Bau. Sie wollen damit in der seit Anfang Dezember laufenden Tarifrunde für den öffentlichen Dienst der Länder Druck machen. Geplant ist auch eine Kundgebung vor dem Berliner Abgeordnetenhaus, in dem am Donnerstag der Landeshaushalt 2026/2027 beraten und beschlossen wird.
Deutliches Gehaltsplus gefordert
Verdi fordert in den Tarifverhandlungen sieben Prozent mehr Geld im Monat, zur Stärkung unterer Lohngruppen mindestens 300 Euro. Der neue Tarifvertrag soll nach Vorstellung der Gewerkschaft zwölf Monate laufen. Bei der ersten Verhandlungsrunde am 3. Dezember gab es keine nennenswerten Fortschritte. Die Tarifgemeinschaft deutscher Länder (TdL), zu der auch Berlin gehört, wies die Gewerkschaftsforderung als zu hoch zurück. Sie legte für die Arbeitgeberseite zunächst kein eigenes Angebot vor.
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Gewerkschaft will gute Löhne
"Die Preiserhöhungen der letzten Jahre sind nicht wieder verschwunden. Es gibt immer noch einen Nachholbedarf für die Beschäftigten", erklärte Verdi-Landesbezirksleiterin Andrea Kühnemann. "Vor diesem Hintergrund sind die Forderungen der Beschäftigten mehr als berechtigt."
Gleichzeitig kritisierte sie "massive Kürzungen in der sozialen Infrastruktur" im neuen Berliner Landeshaushalt. Gute Löhne dürften nicht gegen gute Daseinsvorsorge ausgespielt werden, das wolle die Gewerkschaft auf der Kundgebung vor dem Landesparlament deutlich machen.
"Wir haben kein Ausgabenproblem, sondern ein Einnahmeproblem", so Kühnemann. Unter anderem schlägt Verdi vor, die Grunderwerb- und der Gewerbesteuer in Berlin zu erhöhen, um mehr Geld einzunehmen.
Öffentlicher Dienst als großer Arbeitgeber
Im öffentlichen Dienst Berlins, darunter in Landesverwaltungen, Bezirken, Schulen und Hochschulen und Kita-Eigenbetrieben, sind laut Statistikamt gut 231.000 Menschen beschäftigt (Stand Mitte 2024). Darunter sind knapp 68.000 Beamte, die nicht streiken dürfen. In der Regel überträgt Berlin den Tarifabschluss für die Landesangestellten auf die Beamten.