Die Zahl der unerledigten Ermittlungsverfahren bei der Hamburger Staatsanwaltschaft ist weiter gestiegen - und zwar um mehr als 30.000 binnen eines Jahres. Stapelten sich zum 1. Dezember 2024 noch 45.791 Fälle auf dem Aktenberg, sind es zum Stichtag jetzt 76.738, wie aus der Senatsantwort auf eine Schriftliche Kleine Anfrage aus der AfD-Bürgerschaftsfraktion hervorgeht. Das ist ein Anstieg um knapp 70 Prozent.
Auch bundesweit mehr Unerledigtes
In seiner Antwort verweist der Senat darauf, dass die Zahl unerledigter Fälle bei den Staatsanwaltschaften auch bundesweit erheblich zugenommen habe. "Die derzeitige Situation bei der Staatsanwaltschaft Hamburg ist zudem aufgrund des Umstiegs auf die elektronische Aktenführung zum 1. Januar 2026, die damit verbundene hybride Aktenführung und dem damit einhergehenden flächendeckenden Schulungs- und Einarbeitungsbedarf weiterhin herausfordernd", heißt es weiter.
Verfahren dauern teilweise mehr als zwei Jahre
Die meisten der derzeit unerledigten Verfahren laufen den Angaben zufolge seit weniger als sechs Monaten. Eine längere Verfahrensdauer weisen nur knapp 3,5 Prozent auf: Davon dauern 698 schon länger als ein Jahr, 228 länger als zwei Jahre.
Schon im Frühjahr hatte eine Umfrage der "Deutschen Richterzeitung" bei den Justizministerien der Länder ergeben, dass die Zahl unerledigter Ermittlungsverfahren in Hamburg insgesamt so stark wie in keinem anderen Bundesland gestiegen ist: von 22.900 Fällen im Jahr 2021 auf 47.953 offene Verfahren im vergangenen Jahr.
Laut AfD-Fraktionschef Dirk Nockemann bezeugen die Zahlen eine deutliche Überlastung von Justiz und Polizei. "Das ist eine katastrophale Entwicklung unter Rot-Grün", sagte er. Justizsenatorin Anna Gallina (Grüne) lasse die Staatsanwaltschaft "im Verfahrenschaos versinken". Er forderte mehr Personal, transparente Verfahrenskontrollen und klare Prioritäten bei der Strafverfolgung.