Die Handelskammer Hamburg hat die Gesundheitswirtschaft als einen Schlüsselbereich für die wirtschaftliche Zukunft der Stadt ausgemacht und dazu ein umfangreiches Positionspapier vorgelegt. Auf mehr als 40 Seiten beleuchtet sie dabei zusammen mit den Asklepios Kliniken eine Branche, die den Angaben zufolge mehr Umsatz macht als der Hamburger Hafen als Aushängeschild der Stadt.
15 Milliarden Euro Wertschöpfung und fast 190.000 Beschäftigte
"Die Gesundheitswirtschaft ist nicht nur ein Versorgungsbereich, sondern ein Wachstumstreiber, Beschäftigungsmotor und Kernelement unserer kritischen Infrastruktur sowie elementarer Standortfaktor einer lebenswerten Metropole", erklärte Handelskammer-Präses Norbert Aust. In Zahlen bedeute das mehr als 15 Milliarden Euro Bruttowertschöpfung und fast 190.000 Beschäftigte. "Das sind zehn Prozent der gesamten Hamburger Wirtschaftsleistung", sagte Aust.
Der Hamburger Hafen wiederum beschäftigt nach Angaben der Wirtschaftsbehörde in der Metropolregion direkt oder indirekt etwa 124.000 Menschen. Die Wertschöpfung liege lokal bei mehr als acht Milliarden Euro. Allerdings sei der Hafen weit über Hamburg hinaus relevant und generiere deutschlandweit eine Bruttowertschöpfung von rund 50 Milliarden Euro.
Handelskammer fordert Ende zersplitterter Zuständigkeiten
Mit Blick auf die Bedeutung der Gesundheitswirtschaft forderte Handelskammer-Hauptgeschäftsführer Malte Heyne unter anderem klare Strukturen und ein Ende der zersplitterten Zuständigkeiten und eine Koordination über Ländergrenzen hinaus. Schließlich kämen rund 30 Prozent der Hamburger Klinikpatientinnen und -patienten aus dem Umland.
"Wir haben ein Effizienzproblem", sagte Heyne. Ein Schlüssel dagegen seien Vernetzung und Digitalisierung. Nötig sei auch eine Investitionsoffensive. Wichtig sei auch, sich mit der Fachkräftesicherung zu befassen. "Wir stehen vor einem doppelten Tsunami, weil wir auf der einen Seite wesentlich mehr Menschen haben, die versorgt werden müssen, und auf der anderen Seite vermutlich weniger Menschen haben werden, die versorgen können", warnte der Chef der sieben Hamburger Asklepios Kliniken, Joachim Gemmel.
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Gemmel: Größter Hemmschuh für die Qualität ist die Bürokratie
Entsprechend bedeutsam seien die Ausbildung, die Zuwanderung, deutlich kürzere Anerkennungszeiten und mehr Wohnraum. Als den größten Hemmschuh für die Qualität nannte Gemmel die Bürokratie. Welches Ausmaß diese inzwischen angenommen hat, erläuterte er am Beispiel der Asklepios-Klinik in Altona. In dem Haus mit rund 1.700 Beschäftigten arbeiteten knapp 100 Ärzte und 300 Pflegekräfte ausschließlich für die Dokumentation. "Das sind Zahlen, die absurd sind, die bizarr sind", klagte Gemmel.
Gesundheitsstandort Hamburg 2040