Neue Oper Bürgerschaft gibt grünes Licht für neue Oper im Hafen

Die Stadt Hamburg stellt der Kühne-Stiftung das Grundstück zur Verfügung. (Archivfoto) Foto: Christian Charisius/dpa
Die Stadt Hamburg stellt der Kühne-Stiftung das Grundstück zur Verfügung. (Archivfoto) Foto
© Christian Charisius/dpa
Im Februar stellten die Stadt Hamburg und die Kühne-Stiftung ihre Pläne für den Neubau einer Oper in der Hafencity vor. Jetzt hat auch die Hamburger Bürgerschaft ihr Ok für das Projekt gegeben.

Die Hamburger Bürgerschaft hat den Weg frei gemacht für den Bau einer neuen Oper in der Hafencity. Die Abgeordneten von SPD, Grünen, CDU und AfD stimmten für einen entsprechenden Vertrag zwischen der Stadt und der Kühne-Stiftung. Nur die Linksfraktion stimmte dagegen. Der Vertrag sieht vor, dass die Stadt das Grundstück am Baakenhöft unentgeltlich zur Verfügung stellt und erschließt. Die Kühne-Stiftung soll den Bau des Opernhauses finanzieren. 

Der Milliardär Klaus-Michael Kühne hatte angekündigt, dafür bis zu 340 Millionen Euro zur Verfügung zu stellen. Die Stadt beteiligt sich mit 147,5 Millionen Euro für standortspezifische Mehrkosten, zum Beispiel für Gründung und Flutschutz. Alle weiteren Kosten und Risiken trägt nach Angaben der Stadt die Stiftung. Hinzu kommen rund 104 Millionen Euro für die Herrichtung des Grundstücks, die Promenade und die Ufereinfassung.

"Es gibt eine ganze Reihe guter Gründe, das mäzenatische Angebot der Kühne-Stiftung anzunehmen und den Weg für einen Opernneubau auf dem Baakenhöft freizumachen", sagte Isabella Vértes-Schütter (SPD). Der Entwurf des dänischen Architekturbüros Bjarke Ingels Group (BIG) sei "ein Stück herausragender Architektur, prägend und zugleich offen und grün". Der Entwurf zeige: Da kann ein Haus entstehen, mit dem sich die Hamburgerinnen und Hamburger identifizieren, das Strahlkraft hat und zugleich für alle zugänglich ist. 

Alles so zu belassen, wie es ist, sei dagegen keine Option. Kostenschätzungen für eine Sanierung der alten Oper an der Dammtorstraße lägen deutlich über einer Milliarde Euro. "Ein solches Risiko sind wir nicht bereit einzugehen", sagte Vértes-Schütter.

Dänisches Architekturbüro soll Oper bauen

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Im Februar hatten sich die Stadt und die Kühne-Stiftung auf den Bau einer neuen Oper in der Hafencity verständigt. Nach einem Architekturverfahren mit fünf international renommierten Architektenteams wurde vor zwei Wochen der Siegerentwurf vorgestellt: Das dänische Architekturbüro Bjarke Ingels Group soll die neue Attraktion bauen. Der Entwurf sieht ein gläsernes Opernhaus mit einer einladenden, rundum begehbaren Dachlandschaft vor, die sich zu allen Seiten zur Elbe und in die Stadt hinein öffnet. 

Neue Oper "beeindruckendes Bauwerk ohne Gigantomanie"

René Gögge (Grüne) nannte die neue Oper "ein beeindruckendes Bauwerk ohne Gigantomanie". Nach intensiver Abwägung aller Alternativen sei ein Neubau die beste Lösung und "eine bemerkenswerte Chance für die Stadt". Eugen Seiler (AfD) bezeichnete den Neubau als "Gelegenheit, die man als historische Chance bezeichnen kann". 

Anke Frieling (CDU) zeigte sich davon überzeugt, dass ein neuer Ort mit spektakulärer Architektur auch neue Menschen für die Oper begeistern werde. Darauf hofft auch Kultursenator Carsten Brosda (SPD): "Natürlich wird dieser Ort auch attraktiv für die, die nicht ins Opernhaus gehen." Und aus diesen Menschen könnten später auch Opernbesucher werden. Diesen Effekt habe man schließlich auch bei der Elbphilharmonie erlebt. 

Kritik an NS-Vergangenheit von Unternehmen Kühne + Nagel

Kritik an dem geplanten Neubau kam von der Linksfraktion. "Ob Hamburg eine neue Oper braucht, darüber sollte nicht Klaus-Michael Kühne, sondern die Hamburgerinnen und Hamburger entscheiden", sagte Marco Hosemann. Er verwies auf eine Online-Petition, die mehr als 10.000 Menschen unterschrieben hätten. Zu den Erstunterzeichnern der Petition gehören der Arbeitskreis Hamburg Postkolonial, das Netzwerk HafenCity, der AStA der HafenCity Universität, das Gängeviertel und die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN-BdA).

Kritisiert wird insbesondere, dass der Senat die historische Verantwortung im Zusammenhang mit der NS-Vergangenheit des Unternehmens Kühne + Nagel ausblende. Eine unabhängige historische Aufarbeitung der Unternehmensgeschichte werde von Kühne + Nagel weiterhin verweigert. Dazu komme der heikle Ort für das Opernhaus: Am Baakenhafen wurden 1904 die Truppen eingeschifft, die den Völkermord an den Herero und Nama begingen. 

Neue Oper könnte 2034 fertig sein

Der Siegerentwurf für die neue Oper soll in den kommenden zwei Jahren in enger Abstimmung mit der Stiftung, der Stadt und der Hamburgischen Staatsoper als künftiger Nutzerin konkretisiert werden, hatten der Senat und die Kühne-Stiftung jüngst mitgeteilt. Am Ende dieser erweiterten Vorplanung und einer belastbaren Kostenschätzung werde die Kühne-Stiftung abschließend über die Realisierung des Neubaus entscheiden. Mit dem Bau der neuen Oper könnte Anfang 2030 begonnen werden. Die Fertigstellung wäre 2034 möglich.

dpa