Die Holocaust-Überlebende Margot Friedländer ist posthum mit der höchsten Auszeichnung des Landes Hessen, der Wilhelm-Leuschner-Medaille geehrt worden. Damit werde ihr Lebenswerk gewürdigt und ein deutliches Zeichen gesetzt für Menschlichkeit und Demokratie, für die Friedländer bis zuletzt unermüdlich gekämpft habe, erklärte Hessens Ministerpräsident Boris Rhein (CDU) laut Mitteilung.
Margot Friedländer, deren Vater laut den Angaben aus Hessen stammte, hatte als einzige ihrer Familie den Holocaust überlebt. Sie setzte sich engagiert für Aussöhnung und Menschenrechte ein, im Mai war sie im Alter von 103 Jahren gestorben.
"Friedländers Lebensgeschichte mahnt uns dazu, uns immer wieder selbst zu hinterfragen. Wir alle tragen Verantwortung dafür, dass Hass und Hetze, Antisemitismus, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit unsere Gesellschaft nicht spalten können", sagte Rhein. Die Auszeichnung nahm der Vorstandsvorsitzende der Margot Friedländer Stiftung, Karsten Dreinhöfer, am Montag in Frankfurt entgegnen.
Friedländer kehrte nach Jahrzehnten im Exil zurück nach Berlin
Friedländer war als jüdische Deutsche 1921 in Berlin geboren worden. 1944 wurde sie von den Nazis ins Konzentrationslager Theresienstadt deportiert. 1945 ging sie mit ihrem Mann in die USA. Nach mehr als sechs Jahrzehnten im New Yorker Exil kehrte Friedländer im Alter von 88 Jahren nach Berlin zurück und setzte sich bis zum Lebensende für Toleranz und Menschlichkeit ein. Beigesetzt ist sie auf dem jüdischen Friedhof in Berlin-Weißensee.
"Margot Friedländer hat noch zwei Tage vor ihrem Tod – zum 80. Jahrestag des Kriegsendes – im Roten Rathaus in Berlin mit allerletzter Kraft an die Anwesenden im Saal appelliert: "Bitte, seid Menschen! Das ist es, worum ich Euch bitte"", erinnerte Karsten Dreinhöfer von der Friedländer Stiftung. Es sei ihre Mission gewesen, an die Gräuel des nationalsozialistischen Unrechtsstaates zu erinnern, um für Menschlichkeit, Toleranz, Freiheit und Demokratie zu werben.
Die Wilhelm-Leuschner-Medaille wird jedes Jahr am hessischen Verfassungstag an Menschen verliehen, die sich vorbildlich für Demokratie, Freiheit und soziale Gerechtigkeit eingesetzt haben. Zu den bisherigen Preisträgern gehören die frühere Bundeskanzlerin Angela Merkel und der ermordete Regierungspräsident von Kassel, Walter Lübcke, dem die Medaille ebenfalls posthum verliehen worden war.