Weihnachtswunsch "Mein schönstes Geschenk" – 32.000 Lichter an Weihnachtshaus

32.000 LEDs bringen das Haus der Familie Schneider in Erlensee zum Leuchten. Foto: Michael Bauer/DPA
32.000 LEDs bringen das Haus der Familie Schneider in Erlensee zum Leuchten. Foto
© Michael Bauer/DPA
Renate Schneiders Augen strahlen mit der Beleuchtung an ihrem Haus um die Wette. Wie ein Sohn seiner Mutter ein einzigartiges Präsent machte.

Die Geschichte beginnt mit einem Satz, der mitten ins Herz trifft: "Ich weiß nicht, wie lange ich noch lebe, aber ich hätte da einen Wunsch…" So erinnert sich Daniel Schneider an den Moment, in dem die Idee für das heute weit über Erlensee (Main-Kinzig-Kreis) hinaus bekannte Weihnachtshaus geboren wurde. Seine Mutter Renate (78), damals wie heute unternehmungslustig, hatte eine Vision: "Mir hat das gefallen, wie in Amerika Häuser und Büsche mit ein paar Lichtchen geschmückt werden."

Keine halben Sachen machen

Was 13 Jahre später daraus geworden ist, hätte sie sich damals kaum vorstellen können und hat "mit ein paar Lichtchen" nicht mehr viel zu tun. Denn wenn Daniel Schneider (51) seiner Mutter eine Freude macht, dann richtig. 2012 rief er ein paar Freunde zusammen, besorgte Unmengen energiesparender LED-Lichterketten und organisierte sogar eine Art Hebebühne. Bei den Schneiders in der Bachstraße, so viel steht fest, werden keine halben Sachen gemacht.

Renate Schneider beobachtete das Treiben damals verblüfft vom Schlafzimmerfenster aus. "Ich habe mich gewundert, was da für ein Brummer in unserer kleinen Straße vorgefahren ist", erzählt sie heute lachend. Eine Woche lang wurde geschraubt, gehängt, gefädelt und verdrahtet. 

160 Euro Stromkosten pro Saison

Heute schafft das Team die Aktion dank jahrelanger Routine an einem einzigen Tag. Nur 2017 blieb das Haus einmal dunkel – eine krankheitsbedingte Ausnahme.

Gregor Peter Schmitz mit den Buchstaben GPS

Wollen Sie nichts mehr vom stern verpassen?

Persönlich, kompetent und unterhaltsam: Chefredakteur Gregor Peter Schmitz sendet Ihnen jeden Mittwoch in einem kostenlosen Newsletter die wichtigsten Inhalte aus der stern-Redaktion und ordnet ein, worüber Deutschland spricht. Hier geht es zur Registrierung.

Beim Lichtkonzept herrscht Familienkonsens: warme Weiß- und Gelbtöne, keine bunten, keine blinkenden Effekte. Gegen 21 Uhr geht alles aus. "Rund 160 Euro Stromkosten fallen pro Saison für den Betrieb der 32.000 LEDs am Haus an. Die gesamte Anschaffung kostete etwa 16.000 Euro", berichtet Daniel Schneider. Ein stolzer Betrag – aber einer, der sich sichtbar lohnt.

Schmunzeln über "letzten Wunsch"

Denn wenn Renate Schneider im Hof steht und auf das strahlende Haus blickt, ist die Freude jedes Jahr dieselbe. "Das war mein schönstes Weihnachtsgeschenk", sagt sie. Ihrem damaligen "letzten Wunsch" begegnet die Familie heute mit einem herzlichen Lachen. So ernst sei diese Formulierung damals auch nicht gemeint gewesen, erklärt Daniel Schneider. 

Mittlerweile ist das Weihnachtshaus ein kleines Ausflugsziel. Besucherinnen und Besucher aus dem gesamten Rhein-Main-Gebiet und sogar aus Fulda rollen jeden Abend an, staunen und fahren weiter. "Das ist wie ein imaginäres Stoppschild", sagt Daniel Schneider. Wünsche nach zusätzlicher Versorgung mit Glühwein und Bratwürsten gab es schon öfter – die Familie aber bleibt bewusst bei einer stillen, privaten Lichtshow.

"Da soll jeder gucken und Spaß haben"

Auch Spenden, etwa als kleiner Beitrag für die Stromkosten, sind kein Thema. "Da soll jeder gucken und Spaß haben", sagt Daniel Schneider. "Das ist unser Spaß und unser Geld", ergänzt seine Mutter. Und bislang hat es auch kaum Ärger mit übermütigen Besucherinnen und Besuchern gegeben – ein kleines Weihnachtswunder für sich.

Traditionell am 6. Januar leuchten die Lichter zum letzten Mal. Dann wandern 20 Säcke voller Leuchtdekoration zurück in die ehemalige Waschküche. Auch der Abbau geht inzwischen in Rekordzeit. "Sie wissen genau, wie sie aufräumen, damit sie es im nächsten Jahr wieder auspacken können", lobt Ralf Schneider (77) die Arbeit seines Sohnes und dessen Helferteams. Und dann beginnt der stille Countdown bis zum nächsten ersten Advent – wenn aus einem alten Wunsch wieder ein neues Strahlen wird.

dpa

Mehr zum Thema