In seltener Einmütigkeit hat der Landtag in Schwerin Änderungen in der Juristenausbildung in Mecklenburg-Vorpommern beschlossen. So votierten die Abgeordneten aller Fraktionen dafür, das Studium der Rechtswissenschaften an der Universität Greifswald um den Abschluss "Bachelor of Laws" zu erweitern. Damit sollen auch Absolventen ohne Staatsexamen berufliche Perspektiven eröffnet werden.
"Wer jahrelang erfolgreich und fleißig Jura studiert hat und am Ende die Erste Juristische Prüfung nicht besteht, darf nicht vor dem Nichts stehen", erklärte der SPD-Abgeordnete Robert Northoff. Mit diesem Bachelor-Abschluss, der das Bestehen aller universitären Prüfungen voraussetzt, hätten Absolventen die Möglichkeit, in Verwaltung, Wirtschaft oder auch in Kanzleien juristisch zu arbeiten. Zudem werde es ermöglicht, das Studium in einem sich anschließenden Masterstudiengang fortzusetzen. Der Bachelor-Abschluss könne rückwirkend bis Ende 2017 verliehen werden.
Nach Angaben von Justizministerin Jacqueline Bernhardt (Linke) wird mit der Gesetzesänderung Jura-Studenten und -Studentinnen auch die psychische Belastung genommen, bei nicht bestandener staatlicher Prüfung keinen berufsqualifizierenden Abschluss vorweisen zu können. Der Weg etwa in die Wirtschaft stehe damit offen. Für Tätigkeiten an Gerichten und in Staatsanwaltschaften ist allerdings das Bestehen der Staatsexamen Voraussetzung. Laut Bernhardt werden die staatlichen Prüfungsanforderungen mit der Gesetzesänderung nicht beeinträchtigt.
Elektronisches Examen möglich
Nach einer weiteren einstimmig beschlossenen Gesetzesänderung können angehende Juristen das Zweite Staatsexamen künftig auch digital ablegen. Den Angaben zufolge soll das elektronische Examen von Februar regulär angeboten werden. Voraussichtlich ab April 2027 solle für alle Jura-Studenten an der Universität Greifswald die Möglichkeit bestehen, auch das erste Staatsexamen elektronisch zu schreiben.
Der Bedarf an juristischem Nachwuchs ist groß. In den kommenden zehn Jahren geht fast die Hälfte der rund 620 Richter und Staatsanwälte im Land in den Ruhestand. Die Sicherung des erforderlichen juristischen Nachwuchses gilt als schwierig, da auch in Anwaltskanzleien und Wirtschaft Juristen gefragt sind.