In vielen Städten gibt es der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) zufolge zunehmend Probleme mit Crack und Fentanyl. "Die Substanzen bergen für Konsumierende erhebliche Gesundheitsgefahren", warnt die DHS. Oft gehe der Konsum mit einer rapiden und dramatischen Verschlechterung der sozialen Situation Betroffener einher.
Crack ist eine rauchbare Sonderform von Kokain, die schnell und intensiv wirkt und dabei eine kurze Wirkungsdauer und ein hohes Abhängigkeitspotenzial hat. Die am häufigsten konsumierte illegale Droge sei aktuell Crack/Kokain, sagt DHS-Geschäftsführerin Christina Rummel zum anstehenden Aktionstag Suchtberatung. Vor Fentanyl hatte jüngst auch der Bundesdrogenbeauftragte Hendrik Streeck (CDU) gewarnt: Es könne bereits in kleinsten Mengen zum Tod führen.
Zehn Millionen Betroffene
Insgesamt sind der DHS zufolge rund zehn Millionen Menschen in Deutschland von einer Abhängigkeitserkrankung betroffen, quer durch alle Altersgruppen und Schichten. Neben illegalen Drogen wie Crack oder Fentanyl zählten auch Nikotin und Alkohol zu den Problemstoffen. "Abhängigkeit ist kein Randthema, sondern betrifft die ganze Gesellschaft", betont die DHS im Vorfeld des bundesweiten Aktionstags am Donnerstag (13.11.).
Hunderte Verbände und Selbsthilfegruppen wollen dann auf ihre kostenlose Beratung und Unterstützung aufmerksam machen. Auch in Nordrhein-Westfalen als bevölkerungsreichstem Bundesland sind viele Aktionen geplant. So befragen Caritas-Mitarbeitende am Bahnhof in Lüdinghausen (Kreis Coesfeld) Bürgerinnen und Bürger, ob sie Zugang zu Suchthilfe haben und ihnen die Angebote passgenau erscheinen, wie dort eine Sprecherin berichtete. In Aachen plant die Suchthilfe Mitmachaktionen und Infostände.
Seit Jahren setzt sich finanzielle Abwärtsspirale fort
Bei dem von der DHS initiierten Aktionstag soll auch die teils drastische Finanznot in den Fokus rücken. "Schon seit Jahren weisen wir auf die finanziell schlechte Situation der Beratungsstellen hin, viele mussten bereits schließen", schildert Rummel. "Die Politik darf das so nicht weiter hinnehmen."
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"Es wird das Land, uns alle, sehr viel mehr kosten, wenn diese Leistungen vernachlässigt werden oder wegfallen", mahnt die DHS-Geschäftsführerin. Zentrale Forderung ist, die Suchtberatung als kommunale Pflichtleistung gesetzlich zu verankern. Die Arbeit der rund 1.400 Suchtberatungsstellen für Menschen mit Suchtproblemen und deren Angehörigen sei wichtige Daseinsvorsorge. Abhängigkeitskranke würden beraten, begleitet, unterstützt, stabilisiert, auch ins medizinische Hilfesystem vermittelt. Zudem stehe man als Anlaufstelle für Arbeitgebende oder Jobcenter parat.
Gerade ländliche Regionen haben der DHS zufolge schon jetzt damit zu kämpfen, dass der Weg zur nächsten Suchtberatungsstelle sehr weit ist.