Großbritannien Skandal erschüttert BBC: Star-Moderator soll Teenager für Nacktfotos bezahlt haben

Der Eingang der BBC
Die BBC steht wegen eines Skandals um einen Moderator unter Druck
© HENRY NICHOLLS / AFP
Die britische Rundfunkanstalt BBC steht unter Druck. Ein bekannter Moderator soll einem Teenager Geld für "sexuelle Bilder" gezahlt haben. Sogar die Politik ist eingeschaltet. Der namentlich nicht genannte Moderator wurde nun suspendiert.

Ein bekannter Moderator der britischen BBC soll einem Teenager mehr als 35.000 Pfund für explizite Nacktfotos gezahlt haben. Die Taten begannen nach Informationen der Boulevardzeitung "The Sun" im Jahr 2020, als das mutmaßliche Opfer 17 Jahre alt war. Der Moderator sei nicht mehr auf Sendung und suspendiert, bestätigte die BBC am Sonntag.

In einem Statement teilte der Sender dazu mit, man arbeite "so schnell wie möglich" daran, Fakten zu ermitteln. "Am Donnerstag wurden uns neue Anschuldigungen anderer Art zugetragen, und zusätzlich zu unseren eigenen Ermittlungen haben wir uns gemäß unseren Protokollen auch mit externen Behörden in Verbindung gesetzt."

Die Mutter des Teenagers warf dem namentlich nicht genannten BBC-Star in der "Sun" vor, das Leben ihres Kindes zerstört zu haben. Das mutmaßliche Opfer habe mit dem Geld seine Drogensucht finanziert. "Er hat meinem Kind die Unschuld genommen und das Geld für Crack gegeben, das mein Kind töten könnte." Medienberichten zufolge soll der Mann auch in Unterwäsche Videotelefonate mit dem Teenager geführt haben. Das mutmaßliche Opfer sei mittlerweile 20 Jahre alt.

Ministerin spricht mit Leiter der BBC über Anschuldigungen

Die Familie habe sich im Mai bei der BBC über das Verhalten des Mannes beschwert und sie angefleht, ihn dazu zu bringen, "kein Geld mehr zu schicken". Die Familie habe sich jedoch an die Boulevardzeitung gewandt, nachdem der Mann immer noch auf Sendung war. Sie habe von der "Sun" dafür kein Geld verlangt.

Nach Angaben der Zeitung handelt es sich bei dem mutmaßlichen Täter um ein "vertrautes Gesicht, das Millionen von Menschen kennen".

Ein BBC-Sprecher sagte der "Sun", man nehme die Vorwürfe sehr ernst und habe "entsprechende Schritte" eingeleitet.

Kultur- und Medienministerin Lucy Frazer sagte laut dem Sender Sky News, dass die BBC die Anschuldigungen "zügig und sensibel" untersucht. Sie habe mit BBC-Generaldirektor Tim Davie über die "sehr beunruhigenden" Vorwürfe gesprochen.

Auf Twitter schrieb die konservative Politikerin: "In Anbetracht der Art der Anschuldigungen ist es wichtig, dass die BBC nun den nötigen Freiraum erhält, um ihre Untersuchungen durchzuführen, die Fakten zu ermitteln und geeignete Maßnahmen zu ergreifen."

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BBC unter Druck - Welle der Solidarität mit Gary Lineker

BBC-Moderatoren beteuern Unschuld

Auch andere Politikerinnen und Politiker äußerten sich zu dem Skandal. Die Schattenkanzlerin der Labour-Partei, Rachel Reeves, sagte Sky News: "Der Gedanke, dass einige Moderatoren glauben, sie könnten ungestraft handeln und mit solchen Dingen davonkommen, stellt die Ethik, die Untersuchungen und die Dauer dieser Dinge in Frage."

Die Berichte haben in den sozialen Netzwerken Spekulationen über die Identität des angeblichen Moderators angeheizt. Dies veranlasste eine Reihe von BBC-Stars dazu, öffentlich zu dementieren, der mysteriöse Moderator zu sein, wie Sky News weiter berichtet. Unter ihnen sind demnach Jeremy Vine, Rylan Clark und Gary Lineker.

Für die BBC könnte der Skandal weitreichende Folgen haben. Stewart Purvis, ehemaliger Chef des Nachrichtenanbieters Independent Television News, sagte der BBC, die Affäre könne dem Anspruch des Senders schaden, als "Vertrauenssender der Nation" bekannt zu sein.

Die BBC-Sonderkorrespondentin Lucy Manning sagte, der Vorfall sei "eine klare Krise" für den Sender. "Die BBC wird unter Druck geraten und muss zeigen, dass sie handelt."

Quellen: "The Sun", Sky News, BBC

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