In Sachsen-Anhalt soll der Rettungsdienst verbessert werden. "Die Menschen erwarten zu Recht, dass der Rettungsdienst nicht nur schnell, sondern auch auf höchstem fachlichem Niveau hilft", sagte Innenministerin Tamara Zieschang (CDU) bei der Einbringung eines Reformpakets im Landtag in Magdeburg.
Bisher nur in Pilotprojekten im Landkreis Wittenberg und im Burgenlandkreis erprobt, sollen die Gemeindenotfallsanitäter nun landesweit zum Einsatz kommen. Sie werden bei Notfällen eingesetzt, bei denen ein Patient nicht zwingend ins Krankenhaus muss, was die Rettungswagen von unnötigen Einsätzen entlasten soll. Gemeindenotfallsanitäter können etwa Wunden versorgen, Medikamente geben oder Infusionen legen.
Telenotarzt mit mehr als 800 erfolgreichen Einsätzen
Die bereits in Mansfeld-Südharz, im Saalekreis und in Halle erprobten Telenotärzte sollen im gesamten Bundesland zum Einsatz kommen. Sie unterstützen von der Leitstelle aus Sanitäter, ohne selbst vor Ort sein zu müssen. Laut Zieschang gab es bisher mehr als 800 erfolgreiche Einsätze.
Außerdem sollen fachkundige Helfer künftig über eine App von der Leitstelle alarmiert werden und bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes am Einsatzort Nothilfe leisten können. Weiterhin soll es einheitliche Qualitätsstandards für Mitarbeiter in den Rettungsdienstleitstellen und eine Fortbildungspflicht für nicht ärztliches Personal im Rettungsdienst und in den Leitstellen geben.
Die Reformpläne stoßen im Parlament fraktionsübergreifend auf Zustimmung. Es gehe um die Sicherstellung schneller medizinischer Hilfe im Notfall, sagte der rettungsdienstpolitische Sprecher der CDU-Fraktion, Markus Kurze.
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Der parlamentarische Geschäftsführer der SPD-Fraktion, Rüdiger Erben, wies auf regionale Unterschiede bei den Notfalleinsätzen hin. Es sei bisher unerklärlich, warum gleich strukturierte Landkreise unterschiedlich hohe Einsätze im Verhältnis zur Einwohnerzahl hätten, sagte er. "Das hat auch sicherlich was mit der unterschiedlichen Praxis in den Leitstellen unseres Landes zu tun."
Fachkräftemangel und Fehlfahrten
Der Abgeordnete Konstantin Pott (FDP) benannte Herausforderungen wie den Fachkräftemangel bei Notärzten und vermehrte Fehlfahrten aufgrund von falschen Einschätzungen. "Der Rettungswagen fährt manchmal zu Einsätzen, wo er eigentlich gar nicht notwendig wäre", so Pott. Dies müsse man sich anschauen.
Auch die Opposition ist für Änderungen. Der Gemeindenotfallsanitäter und der Telenotarzt seien ein Schritt in die richtige Richtung, um die Versorgungssicherheit zu stärken, sagte der Abgeordnete Daniel Roi (AfD). Andreas Henke (Linke) hob die Fortbildungspflicht für das Personal als positiv hervor. Sebastian Striegel (Grüne) sagte, man müsse die Notfall- und die Krankenhausreform in Einklang bringen. "Beides muss zusammen gedacht werden, sonst werden wir in Zukunft Unzufriedenheit erleben", so Striegel.
Kritische Töne von den Krankenkassen
Kritische Töne kommen von den Krankenkassen. Der Verband der Ersatzkassen sieht Lücken im Gesetzentwurf und teilte mit, Sachsen-Anhalt benötige eine konzentrierte Leitstellenstruktur mit einheitlich hohen medizinischen, technischen und digitalen Standards. "Die derzeitige Vielzahl eigenständiger Leitstellen steht diesem Ziel entgegen." In Sachsen-Anhalt gibt es derzeit 13 Leitstellen.
Die Barmer teilte mit, weder mit dem Telenotarzt noch mit dem Gemeindenotfallsanitäter dürften Doppelstrukturen aufgebaut werden. "Ansonsten werden die bereits bestehenden Ressourcenprobleme verschärft, während Kosten steigen", sagte Landesgeschäftsführerin Birgit Dziuk.
Die Reformpläne werden jetzt weiter in den Ausschüssen des Landtags beraten. Beschlossen werden soll die Gesetzesänderung im nächsten Jahr.