Der Landesbischof der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM) fühlt sich von Attacken der AfD gegen die Kirche in den letzten Jahren an die Vergangenheit erinnert. "Wir kennen das ja aus der DDR-Zeit. Insofern ist es uns nicht unvertraut, dass Christen, insbesondere die Kirchenleitung angegriffen, verhöhnt und verspottet werden. Da muss die AfD entscheiden, ob sie sich hier in die Tradition der SED stellen will", sagte Friedrich Kramer im Gespräch mit dpa.
Er wolle kein bundesweites Pauschalurteil fällen: "Ich glaube, die AfD ist in den einzelnen Bundesländern unterschiedlich gestrickt, aber hier bei uns im Osten gibt es eine ganz klar kirchenfeindliche Haltung bei der Partei."
AfD-Mitglieder beim Gottesdienst willkommen
Die als gesichert rechtsextremistisch eingestuften Landesparteien in Thüringen und Sachsen-Anhalt hätten eine Feindschaft zur EKM erklärt. "Wir haben lediglich erklärt, dass Parteimitglieder nicht bei uns in den Gremien sitzen sollen, also nicht mitentscheiden sollen", so Kramer. Bei Gottesdiensten seien AfD-Mitglieder so willkommen wie jeder andere Mensch auch. "Wir freuen uns, wenn sie das Evangelium hören und wie jeder Mensch, der das Wort Gottes hört, sich zum Weg der Menschenliebe, zu Buße und Umkehr rufen lassen können."
"Dann diese Partei nicht wählen"
Kramer schätzt, dass eine Regierungsbeteiligung der AfD nach der für 2026 geplanten Landtagswahl in Sachsen-Anhalt nicht unwahrscheinlich sei. Er appelliert: "Wer will, dass die Kirche im Dorf bleibt, wem seine Kirchengebäude wichtig sind, wer die deutsche Kultur für großartig hält und erhalten will, wer keine Benachteiligung von Menschengruppen unterschiedlicher Herkunft und Religion will, wer die Bewahrung der Schöpfung für wichtig hält, der sollte gerade diese Partei nicht wählen."
Heftiges Contra von AfD-Seite
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Auf der EKM-Synode im November in Erfurt hatte Kramer bereits angekündigt, dass die Kirche mit Blick auf die Wahl für Bündnisse jenseits der AfD werbe. Daraufhin kam harsche Kritik der AfD-Landtagsfraktion in Magdeburg: "Die evangelische Kirche knüpft mit ihrer schamlosen und antichristlichen Nähe zu den Altparteien an die schlechtesten Traditionen evangelischer Staatstreue an. Aus den Deutschen Christen sind die Antideutschen Christen geworden", zitierte die Fraktion ihren religionspolitischen Sprecher Hans-Thomas Tillschneider dazu in einem Facebook-Post.
Attacken auch gegen katholische Würdenträger
Till Schneider, der auch AfD-Fraktionsvize in Sachsen-Anhalt ist, hat in der Vergangenheit auch schon heftig gegen Vertreter der katholischen Kirche gewettert: Im September brachte er den Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz Georg Bätzing mit dem Teufel in Verbindung: "Wer die klare Trennung zwischen Wahrheit und Irrtum, Licht und Dunkelheit, Rechtleitung und Irreführung als Spaltung kritisiert, ist kein Apostel Jesu Christi, sondern ist vom Teufel geschickt", erklärte er in einer Mitteilung. Bätzing hatte zuvor davon abgeraten, die AfD zu wählen.
Positionspapier "Unheilige Allianz"
Ihre ablehnende Haltung gegenüber der EKM hatten mehrere Landesfraktionen schon 2019 in einem Positionspapier deutlich gemacht: In der "Eine unheilige Allianz" betitelten Schrift, warf die Partei der Kirche vor, sich einem Zeitgeist anzubiedern und die AfD auszugrenzen. Hinter dem Papier standen die damals jeweiligen AfD-Fraktionen von Thüringen, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern und Nordrhein-Westfalen.