Mit dem Auftritt von Alexander Eichwald beim Gründungskongress der neuen AfD-Jugendorganisation "Generation Deutschland" konnte so recht niemand etwas anfangen. In einem Duktus, der an Hitler-Reden erinnerte, hatte sich der Lokalpolitiker aus dem ostwestfälischen Herford um einen Posten im Vorstand beworben.
Auch innerhalb der AfD hatte seine Rede für Empörung gesorgt, manche Parteivertreter hielten ihn für einen V-Mann oder Satiriker. Doch Alexander Eichwald behauptet, nichts von beidem zu sein. Er sei als "Persona" aufgetreten und habe sich "an die Jugend der AfD angepasst", sagte er der österreichischen Zeitung "Der Standard". Mit seiner Rede habe er "Gesellschaftskritik üben" wollen.
Lange hatte sich Eichwald zurückgezogen, während in den sozialen Medien über ihn diskutiert wurde. In Gesprächen mit dem "Standard" und der "Süddeutschen Zeitung" äußerte er sich zu den Hintergründen, ließ aber viele Fragen offen.
Eine Weidel-Äußerung war der Auslöser für den Auftritt
Zu seinem Auftritt habe ihn eine Aussage von AfD-Co-Parteichefin Alice Weidel bewogen. Diese hatte im Bundestagswahlkampf behauptet, Hitler und Stalin seien "Brüder im Geiste" gewesen, und den Nazi-Diktator als "links" bezeichnet. Für den Russlanddeutschen Eichwald war das ein "Schlag ins Gesicht", sagte er der "Süddeutschen Zeitung".
"Wir müssen in Deutschland darüber reden, dass ich Dinge geäußert habe, die viele hinter verschlossenen Türen oder hinter vorgehaltener Hand, am Stammtisch und in der AfD sagen", erklärte Eichwald gegenüber dem "Standard". Darauf habe er mit seiner Rede aufmerksam machen wollen. Eichwald verweist darauf, dass sich andere Redner deutlich radikaler geäußert hätten. Er habe zeigen wollen, welch große Rolle aus seiner Sicht Neonazis in der AfD spielten.
Sein rollendes R, das bei vielen Zuhörern Assoziationen mit Hitler geweckt hatte, erklärt der Herforder weiterhin mit seiner russlanddeutschen Herkunft. Nach eigenen Angaben ist er im Alter von neun Jahren aus Rostow am Don nach Deutschland gekommen. "Scheinbar das Einzige, was die AfD von der NSDAP in den Augen der AfDler unterscheidet, ist das rollende R", sagte er in der "Süddeutschen Zeitung".
Alexander Eichwald soll aus der AfD ausgeschlossen werden
War also der Auftritt in Gießen doch ein Angriff von innen auf die AfD, verfolgte Eichwald einen Plan? Ganz eindeutig wird der 30-Jährige in seinen Aussagen nicht. Die Rede sei zwar eine "geplante Aktion" gewesen, erklärt er. Dennoch sei er der Partei im Herbst aus Überzeugung beigetreten, bei den Themen Grenzschutz und innenpolitische Sicherheit verteidigt er die Positionen der AfD.
Die Rede von Gießen hat für Eichwald einige Konsequenzen nach sich gezogen. Er ist nicht mehr Mitglied der AfD-Fraktion im Herforder Stadtrat, Co-Parteichef Tino Chrupalla hat ein Ausschlussverfahren angekündigt.
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Nach eigenen Angaben ist auch das persönliche Leben des 30-Jährigen betroffen: Seine Freundin habe sich von ihm getrennt, er werde seinen Job verlieren. Das Haus verlasse er nur noch bei Dunkelheit, berichtete Eichwald – aus Sorge vor Angriffen sowohl von rechts als auch von links.
Quellen: "Der Standard", "Süddeutsche Zeitung", n-tv
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