Die Getreideernte ist besser ausgefallen als erwartet, doch der Preisverfall treibt Sachsens Bauern tiefe Sorgenfalten auf die Stirn. "Die Märkte verhageln uns die Ernte", sagte Landesbauernpräsident Torsten Krawczyk zur Erntebilanz in Großschirma (Landkreis Mittelsachsen). Schon seit mehr als zwei Jahren seien die Getreidepreise rückläufig. Sei vor einem Jahr für Brotweizen noch etwa 220 Euro pro Tonne gezahlt worden, seien es aktuell nur 180 Euro, schilderte er. Zugleich müssten die Bauern höhere Kosten etwa für Düngemittel und Pflanzenschutz schultern. Für viele Betriebe sei der Ackerbau inzwischen defizitär.
Werden Lebensmittel nun billiger?
Dass fallende Getreidepreise das Portemonnaie der Verbraucher entlasten wird, glaubt der Bauernpräsident nicht. "Das wird sich nicht auswirken auf die Brötchenpreise." Doch für die Landwirte seien die Folgen erheblich. Von einem drohenden Höfe-Sterben wollte Krawczyk nicht sprechen. Viele Betriebe könnten solche Durststrecken zeitweise mit Erlösen anderer Betriebszweige ausgleichen. Doch würden Investitionen etwa in neue, moderne Maschinen zurückgestellt. Dadurch könnten Betriebe technologisch ins Hintertreffen geraten, warnte er.
Getreide ist für Sachsens Bauern die wichtigste Ackerfrucht. Der Anbau umfasst mehr als die Hälfte der knapp 702.000 Hektar Ackerfläche im Freistaat. Ausgiebiger Regen über mehrere Wochen hatte die Ernte diesen Sommer zeitweise zu einer Zitterpartie werden lassen. Dabei wuchs die Sorge vor größeren Qualitätsverlusten und Pilzbefall.
Fast 2,65 Millionen Tonnen Getreide geerntet
Doch die Erträge können sich sehen lassen. Im Schnitt wurde nach vorläufigen Daten des Statistischen Landesamtes mit 7,23 Tonnen je Hektar 8,7 Prozent mehr geerntet als im Vorjahr. Insgesamt fuhren die Bauern demnach knapp 2,65 Millionen Tonnen Getreide ein (plus 12,4 Prozent). Allerdings seien die Erträge regional unterschiedlich ausgefallen. Auch mit dem Ergebnis beim Raps, der auf knapp 105.000 Hektar wuchs, können die Bauern zufrieden sein. Hier wurden mit 3,42 Tonnen pro Hektar überdurchschnittliche Erträge erzielt. "Unsere sächsischen Bauern hatten eine glückliche Hand", resümierte Krawczyk.
Doch die Landwirte sind noch längst nicht fertig: Mais, Rüben und Kartoffeln müssen noch von den Feldern geholt werden. Eine Prognose zur Erntemenge wollte der Bauernpräsident nicht wagen. Bei Kartoffeln und Zuckerrüben seien die Qualitäten wichtiger als die Menge, erklärte er. Und für den Zuckergehalt der Rüben sei die Witterung nicht optimal gewesen.