Schienenfahrzeuge Letztes Fahrzeug rollt bei Alstom in Görlitz aus der Halle

Im Görlitzer Alstom-Werk hat das letzte Fahrzeug die Montagehalle verlassen (Archivbild). Foto: Sebastian Kahnert/dpa
Im Görlitzer Alstom-Werk hat das letzte Fahrzeug die Montagehalle verlassen (Archivbild). Foto
© Sebastian Kahnert/dpa
Der Waggonbau in Görlitz ist Geschichte. Ein letzter Doppelstockwagen hat die Montagehalle verlassen - in Richtung Israel. Künftig soll in dem Werk Komponenten für Panzer hergestellt werden.

Der französische Schienenfahrzeughersteller Alstom hat seine Produktion in Görlitz beendet. Am Dienstagnachmittag rollte das letzte Fahrzeug aus der Montagehalle - ein Doppelstockwagen, der nach Israel geliefert werden soll. Seit Gründung des Standortes vor 176 Jahren wurden mehr als 107.000 Waggons hergestellt.

Frankreich wird aber auch künftig eine Rolle am Standort spielen. Der deutsch-französische Rüstungskonzern KNDS übernimmt das Werk und will hier künftig Komponenten für Panzer produzieren.

Mitarbeiter blicken mit Stolz auf die Geschichte des Werkes

Nach den Worten von Betriebsratschef René Straube schauen die Mitarbeiter mit Stolz auf das Werk zurück. Görlitz habe Entwicklungen in der Branche maßgeblich beeinflusst. Bis Mitte der sogenannten Nullerjahre sei jeder Doppelstockwagen in Deutschland aus Görlitz gekommen. "Das war ein cooles Gefühl für uns alle, wenn wir durch Deutschland gefahren sind." Versöhnlich stimme, dass man den Blick nach vorn richten könne. Hier entstehe etwas Neues, was vielen Menschen Lohn und Brot sichere. 

Laut Standortleiter Jens Koep werden die Hallen bis Ende März 2026 geräumt und auf den Fertigungsstart von KNDS vorbereitet. Die Beschäftigten hätten sich mit dem Waggonbau identifiziert. Alle Mitarbeiter würden nun eine riesige Veränderung erleben. "Veränderung ist natürlich das, was den Menschen am meisten Angst macht."

Welche Zukunft haben die Alstom-Beschäftigten?

KNDS hatte im Mai in Aussicht gestellt, 350 bis 400 Mitarbeiter aus Görlitz zu übernehmen. Zuletzt waren in dem Werk noch etwa 700 Leute beschäftigt. Nach Angaben des Unternehmens sind 170 Kollegen in das Alstom-Werk nach Bautzen gewechselt. Gut 60 seien bisher von KNDS übernommen. Betriebsrat Straube rechnet damit, dass es aber auch "feuchte Augen" gibt. Vielen Kollegen werde das Ende des Waggonbaus jetzt erst klar.

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In Görlitz sollen fortan Baugruppen für den Kampfpanzer Leopard 2 und den Schützenpanzer Puma sowie Module für den Radpanzer Boxer hergestellt werden. 2027 will man die Serienproduktion von Panzerwannen vorbereiten, die voraussichtlich im Jahr darauf beginnt. Im Görlitzer Waggonbau wurden in den 1930er Jahren schon einmal Rüstungsgüter für die Wehrmacht hergestellt, darunter Funk- und Schützen-Panzerwagen, MG-Wagen und Panzeraufbauten.

dpa