Fischbestand Problemzone Prädatoren? Angler tagen zu Kormoran und Otter

Kormorane, aber auch andere tierische Fischjäger wie der Otter bereiten dem Landesanglerverband Thüringen Sorgen. (Archivbild) F
Kormorane, aber auch andere tierische Fischjäger wie der Otter bereiten dem Landesanglerverband Thüringen Sorgen. (Archivbild) Foto
© Marcus Brandt/dpa
Aus Sicht des Anglerverbands zählen tierische Jäger mit zu den größten Bedrohungen für Thüringens Fischfauna. Was das auch mit der Gewässerqualität zu tun hat.

Der Landesanglerverband sieht heimische Fischbestände zunehmend durch Raubtiere gefährdet. "Wir haben schon genügend Probleme, was den Klimawandel angeht, der sich auf die Zusammensetzung der Fischarten auswirkt, und dann haben wir noch Prädatoren, die große Schäden anrichten", sagt der Geschäftsführer des Landesanglerverbands Thüringen, André Pleikies. 

Gänsesäger, Graureiher, aber auch den Mink aus der Familie der Marder sowie den als gefährdet geltenden Fischotter zählt Pleikies dazu auf. Allen voran aber nennt er den Kormoran: "Nicht der Kormoran an sich ist das Problem, sondern seine zu große Zahl", betont Pleikies. Er spricht von einem "massiven Fraßdruck" durch die Vögel.

Fischbestand ist für Gewässerqualität wichtig

150 Vereine und mehr als 20.000 Mitglieder gehören zum Landesanglerverband Thüringen. Damit sei die Organisation einer der größeren Naturschutzverbände im Land, so Pleikies. Es gehe nicht nur darum, die Tiere zu angeln, sondern sich auch ehrenamtlich für deren Erhalt und Verbesserung des Fischbestands und der Gewässer einzusetzen. "Ohne Hege und Besatzmaßnahmen und die Schutzprogramme der Angler wäre die Situation für unsere Fischarten deutlich schlechter", meint Pleikies.

Auch das Umweltministerium ist sich der Bedeutung des Fischbestands bewusst. An vielen Gewässern in Thüringen werde die Zielsetzung des guten ökologischen Zustands der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie noch verfehlt, heißt es dort. Ein Grund dafür sei, dass Fischbestände abgenommen hätten und nicht dem entsprächen, was für die Gewässer typisch sei. Als Ursachen für diese Entwicklung nennt auch das Ministerium unter anderem den Klimawandel und Fischjäger wie den Kormoran.

Abschuss als Abhilfe?

Der umstrittene Abschuss der Wasservögel sei eine Möglichkeit, die Zahl der Kormorane zu regulieren, heißt es aus dem Ministerium. Möglich ist der durch eine artenschutzrechtliche Allgemeinausnahme, denn eigentlich ist der Kormoran geschützt. An dem Abschuss möchte auch der Landesanglerverband festhalten. Andere Naturschutzvereine wie der Naturschutzbund Thüringen aber sehen das Töten der Tiere kritisch und pochen darauf, dass zum Fischschutz etwa Gewässer wieder naturnah gestaltet werden müssten.

Gregor Peter Schmitz mit den Buchstaben GPS

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Durchgängige Gewässer für Fische und andere Maßnahmen

"Fischer und Angler tragen wesentlich zur nachhaltigen Bewirtschaftung unserer Gewässer bei, fördern Naturverständnis, Artenvielfalt und die Qualität der Lebensräume. Diese Vielfalt wollen wir erhalten", sagte Umweltminister Tilo Kummer jüngst in einem Grußwort zu einer Tagung des Landesanglerverbands.

Gleichzeitig betont das Umweltministerium derweil, dass zur Verbesserung der Gesamtsituation für Fische das Land Thüringen bereits einiges für die Renaturierung von Gewässern unternommen habe. So sei etwa seit 2009 der Anteil der Gewässer mit einer naturnahen Gewässerstruktur von 18 auf 36 Prozent vergrößert worden. 

Wehre weg, Fischtreppen her

Mit einem Landesprogramm Gewässerschutz sollen zwischen 2022 und 2027 rund 970 Kilometer Gewässer naturnäher gestaltet werden. 370 Millionen Euro sollen dafür in die Hand genommen werden. Innerhalb von 1.400 laufenden Maßnahmen werden demnach Flüsse durchgängiger gestaltet, etwa durch Fischtreppen und den Rückbau von Wehren. Damit gebe es 460 Maßnahmen, bei denen etwa Ufer befestigt und Flussschleifen wiederhergestellt würden, um die Gewässerstruktur zu verbessern.

dpa