Hunderttausenden Thüringern flattern im kommenden Jahr von den Finanzämtern neue Bescheide für die Grundsteuer ins Haus. Ab Januar 2027 sollen die Steuern für die Besitzer von Wohnimmobilien sinken, für Gewerbeimmobilien allerdings leicht steigen. Das sieht ein Gesetz vor, das der Landtag in Erfurt Ende Oktober beschlossen hat. Die Immobilienbesitzer müssten nichts tun, verspricht das Finanzministerium.
So ist der Ablauf geplant:
Die Finanzämter werden laut Ministerium voraussichtlich Mitte 2026 etwa 615.000 geänderte Grundsteuermessbescheide für Wohngrundstücke sowie rund 135.000 für Nichtwohngrundstücke versenden. Die neuen, zum 1. Januar 2027 geltenden Messbeträge würden die Finanzämter von Amts wegen festsetzen. Sie sind die Grundlage für die Steuerbescheide der Kommunen, für die die Grundsteuer eine wichtige Finanzierungsquelle ist. Anträge oder Formulare müssten Grundstücksbesitzer nicht ausfüllen.
Die Städte und Gemeinden und Städte sollen im zweiten Halbjahr entsprechend den geänderten Grundsteuermessbeträgen ihre lokalen Hebesätze überprüfen und neu festsetzen.
Was sich ändert:
Nach dem vom Thüringer Parlament beschlossenen Gesetz wird die sogenannte Steuermesszahl für alle Wohngrundstücke von 0,31 Promille auf 0,23 Promille reduziert. Die Steuermesszahl für Nichtwohngrundstücke steigt dagegen von 0,34 Promille auf 0,59 Promille. Das bedeute, dass die Thüringer beim Wohnen finanziell entlastet würden. Das gelte für Hausbesitzer ebenso wie für Mieter. Die 2025 in Thüringen durch Anwendung des Bundesmodells entstandene Mehrbelastung der Bürger in Höhe von rund 52 Millionen Euro bei der Grundsteuer werde zurückgedreht.
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Die Höhe der Grundsteuereinnahmen für die Kommunen sollen sich nicht verändern - was für Wohngebäude weniger in die Kassen kommt, soll durch etwas höhere Steuern bei Gewerbeimmobilien ausgeglichen werden. "Das Steueraufkommen soll in 2027 neutral bleiben und keine Mehreinnahmen von den Gemeinden und Städten durch die Anpassung der Reform erzielt werden", erklärte das Ministerium.
Der Grund für das neue Gesetz:
Die Grundsteuer bringt den Thüringer Kommunen bisher nach Schätzungen rund 254 Millionen Euro jährlich ein. Thüringen hatte bei der Berechnung der Grundsteuer zunächst das Bundesmodell angewendet, das nach Angaben von Finanzministerin Katja Wolf (BSW) in recht vielen Fällen zu einer Verdreifachung der Steuer für Eigenheimbesitzer führte. Die Reform, die laut Wolf rund drei Millionen Euro an Verwaltungskosten erfordert, war ein Versprechen der Regierungskoalition bei ihrem Amtsantritt.