"Schamlos" Das Ding mit der Selbstliebe: Muss ich mich lieben, um eine gute Beziehung zu führen?

Kolumne Schamlos: Kolumnistin Svenja Napp über Selbstliebe
Was sucht meine Generation in einer Partnerschaft? Wie wollen wir Sexualität leben? Und welche Rolle spielt die Liebe zu uns selbst? Autorin Svenja Napp ist 32 Jahre alt und macht eine Fortbildung zur Sexual- und Paartherapeutin. Mit "Schamlos" erkundet die Kolumnistin die Welt der Liebe, Sexualität und Partnerschaft aus der Sicht ihrer Generation. 
© Lena Scherer
In der Generation unserer Autorin wird viel über Selbstliebe gesprochen, und immer wieder fällt der Grundsatz: Erst muss ich mich selbst lieben, dann kann ich auch andere lieben. Was ist da eigentlich dran?

Die Kolumne "Schamlos" erscheint alle 14 Tage exklusiv bei stern Plus.

Ich war mal unglücklich verliebt, eine ganze Zeit lang. Dabei ist das Wort unglücklich eigentlich irreführend, zumindest dann, wenn man daraus schließt, dass mir dieses Unglück einfach zufiel, ohne eigenes Zutun. Er war ein Mann, den ich eigentlich nicht haben konnte. Deutlich älter, fest vergeben, zwei Kinder. Wir sahen uns regelmäßig, es passierte nie viel, aber immer genug, um mein persönliches Unglück zu nähren. Zeitweise war ich der festen Überzeugung, er sei der einzige Mann, mit dem ich glücklich sein könnte. Er konnte tun, was er wollte, ich fand alles großartig. In seiner Abwesenheit, und davon gab es jede Menge, schmückte ich sein Wesen aus, nahm die Zutaten, die er mir gab, und formte daraus den Helden, den ich immer haben wollte. Unsere kurzen Begegnungen konnten diesem Bild nichts anhaben, sie waren immer kurz genug.