Selbst der Hamburger Rechtskonservative und Ex-Justizsenator in Hamburg Roger Kusch hat den assistierten Suizid auf einem Parkplatz in der Schweiz als "menschenunwürdig" bezeichnet. "Die Umstände dieses Suizids waren sehr unschön. Ich finde es menschenunwürdig, dass man so aus dem Leben scheiden muss," sagte Kusch stern.de. Allerdings wolle er dies keineswegs als Kritik an der Schweizer Sterbehilfeorganisation Dignitas und ihrem Gründer Ludwig A. Minelli verstanden wissen. Es sei die Schuld der Parteien im Bundestag, die gegen die Sterbehilfe in Deutschland sind. "Der Fall stellt den Gipfel der Innhumanität des deutschen Rechtsordnung dar", sagte Kusch. "Denn dass jemand aus Deutschland in die Schweiz fahren und so sterben muss, finde ich unerträglich. Aber von den großen deutschen Parteien scheint dieses Problem niemanden zu interessieren".
Die Schweizer Staatsanwaltschaft hatte bestätigt, dass zwei Männer aus Deutschland in der vorigen Woche sich auf einem Waldparkplatz östlich von Zürich das Leben genommen hatten. Die private Dignitas versorgte beide mit einem tödlichen Medikament, das diese selbst einnahmen.
Auch Messner ist erschüttert
Auch der Bergsteiger Reinhold Messner, zeigte sich erschüttert über den Suizid auf dem Parkplatz. "Diesen Fall kenne ich nicht genau, aber nach den mir zugetragenen Informationen erscheint mir das mehr als bedenklich", sagte er stern.de. "Grundsätzlich bin ich für die Sterbehilfe, aber unter ärztlicher Beaufsichtigung."
Kusch war von 2001 bis 2006 Justizsenator von Hamburg. 2006 gründete er die rechtskonservative Partei "Heimat Hamburg". Er ist der Spitzenkandidat der Partei für die Bürgerschaftswahl in der Hansestadt Anfang 2008. Mit seinem Feldzug für eine Legalisierung der Sterbehilfe versucht Kusch seit mehreren Jahren beim Wähler zu punkten.
In Deutschland ist aktive Sterbehilfe verboten, nicht aber die Hilfe zum Suizid. Allerdings läuft jeder Sterbehelfer Gefahr, wegen unterlassener Hilfeleistung belangt zu werden
Kusch weist auf Injektionsapparat hin
Kusch wies in diesem Zusammenhang auf einen Injektionsapparat hin, den er vor einigen Monaten vorgestellt hatte. Mit diesem Suizid-Automaten können sich Sterbewillige selber eine tödliche Injektion setzen. "Mit dem Gerät kann man solche Fälle wie jetzt in der Schweiz vermeiden. Ich wurde dafür heftig kritisiert, aber damit können Menschen in ihrem Bett und in Würde sterben", sagte Kusch. Rechtlich sehe er sich auf der sicheren Seite: "Ich scheue dass Risiko nicht, denn ich halte es für rechtlich einwandfrei", sagte Kusch.

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Im ersten Halbjahr 2008 sei sein Apparat technisch so weit, dass er eingesetzt werden könne, so Kusch. Allerdings befürworte er die Sterbehilfe nur unter strenger Aufsicht von Ärzten. Seinen Apparat sieht Kusch nicht als Ermutigung zum Selbstmord: "Das Anbieten von Suizid-Hilfe ist moralisch legitim, weil die Zahl der Suizide sogar reduziert werden kann. Denn in Deutschland fürchten Suizid-Willige, nicht ernst genommen zu werden. Mit begleitetem Suizid zwingt man den Patienten zur Diskussion über die eigene Situation."
mta