Alexi McCammond war zur zukünftigen Chefredakteurin der "Teen Vogue" benannt worden, doch 20 Mitarbeiter beschwerten sich darüber. Der Grund: McCammond war zuvor mit rassistischen Tweets aufgefallen. Der Verlag zog jetzt Konsequenzen.
In den sozialen Medien kursiert derzeit das Hashstag "StopAsianHate". Im Zuge der Corona-Pandemie nimmt vor allem in den USA der Rassismus gegen asiatischstämmige Menschen zu. Die tödlichen Attacken auf drei Massagesalon in Atlanta, bei denen acht Menschen ums Leben kamen, befeuert die Debatte zusätzlich.
Vor diesem Hintergrund tauchten nun Tweets der US-amerikanischen Journalistin Alexi McCammond aus dem Jahr 2011 auf, in denen sie sich rassistisch und homophob äußerte. Die 29-Jährige hätte am 24. März den Posten der Chefredakteurin bei der "Teen Vogue" antreten sollen.
Tweets tauchten bereits 2019 auf
Im Jahr 2019 arbeitete McCammond als Politikreporterin für "Axios" und musste sich schon damals für die Tweets, die sich vor allem über asiatisch aussehende Menschen und Homosexuelle lustig machen, rechtfertigen. Damals nannte sie die Äußerungen "zutiefst unsensibel" und entschuldigte sich.McCammond löschte die Tweets allerdings nicht.
In einem der abgesetzten Postings beleidigte sie beispielsweise ihre Chemielehrerin und nannte sie "blöde asiatische Lehrerin", weil sie eine schlechte Note bekommen hatte. An anderer Stelle schrieb sie, dass sie gegoogelt habe, was sie gegen die asiatischen (angeschwollenen) Augen nach dem Aufstehen tun könnte oder, dass sie wie immer von einem Asiaten in der Schule übertrumpft wurde – als Anspielung darauf, dass Asiaten angeblich immer besser in der Schule seien.
Erst als sie Anfang März 2021 zur neuen Chefredakteurin der "Teen Vogue" ernannt wurde, kramte die Journalistin Diane Tsui die Postings wieder hervor und stellte die Verantwortlichen von Condé Nast an den Prager. "Das zeigt immer wieder, dass Verantwortliche sich zwar scheinbar zu Diversität verpflichten. Sie glauben aber nicht, dass Anti-Rassismus-Politik asiatische Amerikaner einschließen kann und sollte", schrieb Tsui unter ihr dazugehöriges Posting bei Instagram. Am 8. März 2021 schlossen sich daraufhin 20 Mitarbeiter der "Teen Vogue" zusammen, um den Verantwortlichen bei Condé Nast einen Brief zu schreiben.
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"Wir sind sehr stolz auf unsere Arbeit und darauf, ein integratives Umfeld zu schaffen", heißt es in der Erklärung. "Deshalb haben wir einen Brief an das Management von Condé Nast über die kürzliche Einstellung von Alexi McCammond geschrieben." Der Brief weist auch auf die Bedenken hin, die von der Leserschaft an die "Teen Vogue" herangetragen wurden. "Wir haben die Bedenken unserer Leser gehört und wir stehen zu euch", heißt es weiter. Als Mitarbeiter von "Teen Vogue" lehnten sie diese Äußerungen vollständig ab. Sie hofften, dass sich der interne Dialog als fruchtbar erweisen werde, um die Integrität zu bewahren.
Beiderseitiges Einvernehmen
Zunächst versuchte Condé Nast, die Wogen zu glätten, schrieb aber erst vier Tage später eine Erklärung, seine Leserschaft gehört und sich der Sache angenommen zu haben. Darin war jedoch nicht herauszulesen, dass sie auch Konsequenzen gezogen hätten. Im Gegenteil: Alexi McCammond unterschrieb das Scheiben noch mit dem Titel "Editor in Chief", also Chefredakteurin. Daraufhin erntete der Verlag in den sozialen Medien erneut einen Shitstorm.
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Am 18. März 2021 entschied der Verlag, sich in "beiderseitigem Einvernehmen" von Alexi McCammond zu trennen. "Nach vielen Gesprächen, sehen wir leider keinen Weg mehr, wie wir zusammenkommen können. […] Wir wünschen Alexi alles Gute", heißt es in dem Statement. Nach einer Interimsposition werde sich intern umgeschaut.