Schlecht übersetzt? "Gott verführt nicht:" Der Papst kritisiert die deutsche Vaterunser-Übersetzung

Papst Franziskus kritisiert das Vaterunser
Müssen wir künftig anders beten? Papst Franziskus kritisiert die deutsche Vaterunser-Übersetzung
© A. M. Ahad/DPA
"Und führe uns nicht in Versuchung" heißt es im deutschen Vaterunser. Das ist nicht ganz richtig, sagt Papst Franziskus und plädiert für eine neue Übersetzung. In der Schweiz und Frankreich wurde das Gebet schon geändert.

Papst Franziskus hat die Übersetzung des Vaterunser in mehreren Sprachen bemängelt. Die Zeile "Und führe uns nicht in Versuchung" wie sie etwa im Deutschen und Italienischen lautet, sei "keine gute Übersetzung", sagte das katholische Kirchenoberhaupt in einem Interview, das der Sender TV2000 am Mittwochabend ausstrahlte. "Lass mich nicht in Versuchung geraten", träfe es besser, sagte Franziskus. Denn es sei nicht Gott, sondern Satan, der die Menschen in Versuchung führe. "Ich bin es, der fällt, aber es ist nicht er, der mich in Versuchung geraten lässt." Ein Vater mache so etwas nicht. "Ein Vater hilft, sofort wieder aufzustehen. Wer dich in Versuchung führt, ist Satan."

Die Kritik ist nicht neu. Schon in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts hatten Theologen wie Joachim Gnilka für eine neue Übersetzung plädiert.

Frankreich und Schweiz ändern ihr Vaterunser

In dem Gespräch sagte Franziskus, in Frankreich hätten die Bischöfe aus diesem Grund beschlossen, die offizielle Übersetzung des Vaterunser zu ändern. Am vergangenen Sonntag würde sie eingeführt. Die Bitte laute nun: "Lasst uns nicht in Versuchung geraten." Auch in der Schweiz haben die Bischöfe bereits reagiert. Dort wollen sie die neue Übersetzung Ostern 2018 geändert werden, wie das "Katholische Medienzentrum" mitteilte.

In Deutschland gehen die Ansichten auseinander. Zuletzt hatte der Theologe Peter Graf in der Zeitschrift "Publik-Forum" eine deutsche Neuübersetzung gefordert. Der Regensburger Bischhof Rudolf Voderholzer hingegen hatte vergangene Woche die französische Übersetzung kritisiert. Sie verfälsche die Worte Jesu, sagte er dem katholischen Nachrichtenportal "katholisch.de". Schließlich sei die Vaterunser-Bitte so wie sie aktuell gebetet würde, sowohl im Evangelium von Lukas als auch von Matthäus überliefert. Daher müsse man vielmehr man die Worte erklären "in einem Sinne, dass das Gottesbild nicht verdunkelt wird", als sie neu zu übersetzen.

tyr mit DPA