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"Maischberger" debattiert stern-Bericht "Wir opfern 500 Kinder jedes Jahr" – die bedeutendsten Zitate aus dem Ärzte-Appell-Talk

Sandra Maischberger mit Eckart von Hirschhausen und weiteren Gästen
Bei "Maischberger" diskutierte Sandra Maischberger mit Eckart von Hirschhausen und weiteren Gästen über die Lage in deutschen Krankenhäusern und den Ärzte-Appell des stern
© WDR / Max Kohr
"Sind Krankenhäuser gefährlich für Patienten?", fragte Sandra Maischberger ihre Talkgäste, inspiriert durch die stern-Titelgeschichte zum Ärzte-Appell. Und bekam zum Teil erschreckende Antworten. 

Es war eine Sendung mit zum Teil erschreckenden Erkenntnissen: Sandra Maischberger hat am Mttwochabend in ihrer Talkshow das Thema diskutiert: "Ärzte klagen an: Sind Krankenhäuser gefährlich für Patienten?". Angeregt durch die Titelgeschichte des stern zum Ärzte-Appell lieferten sich Maischbergers Gäste eine teilweise emotionale Diskussion über die Frage, ob in deutschen Krankenhäusern die Gesundheit der Patienten dem Profitstreben untergeordnet wird – zum Beispiel durch zu häufiges Operieren.

Hier können Sie die bemerkenswertesten Aussagen aus der Sendung nachlesen.

Eckart von Hirschhausen (Arzt und TV-Moderator):

  • "Übertrieben gesagt: Jeder, der bei Drei nicht auf dem Baum ist, kriegt heute ein neues Knie oder eine neue Hüfte eingehämmert"
  • "Ärzte verdienen nichts an Gesunden und an Toten. Deswegen gibt es Fehlanreize in diesem System!"
  • "Eine Intensivstation kriegt für die Frühchen umso mehr Geld, je leichter die sind. Für das Kind ist der Mutterbauch das Allerallerbeste, im Gegensatz zum Inkubator. Und da sieht man auch eine Verzerrung des Wettbewerbes dadurch, dass Kinder früher geholt werden, weil sie dann lukrativer sind!"
  • "Ein Freund von mir, Chefarzt einer Frühchenstation, sagt: Wir opfern im Prinzip 500 Kinder jedes Jahr, nur weil sie nicht nach den besten Standards behandelt werden, sondern weil sie behandelt werden von Leuten, die das nicht jeden Tag in dieser Intensität können!“
  • "Man kann Chefarzt werden, ohne dass man irgendwann nachgewiesen hat, dass man verständlich mit Menschen sprechen kann."

Eckart von Hirschhausen gab den Zuschauern außerdem fünf Fragen an die Hand, die sie sich trauen sollten, einem Arzt vor einer Behandlung zu stellen:

1. Wo ist der Nutzen?

2. Wo ist der Schaden?

3. Wo ist der Beweis?

4. Was passiert, wenn wir abwarten und beobachten?

5. Wenn ich Ihr Angehöriger wäre, würden Sie mir das immer noch empfehlen?

Gerald Gaß (Präsident der Deutschen Krankenhausgesellschaft):

  • "Es ist kein flächendeckendes Thema, dass Patientinnen und Patienten mit einer Art Preisschild aufgenommen werden und dann medizinisch unsinnige Operationen oder Behandlungen durchgeführt werden"
  • "Man kann nicht behaupten, dass die Patienten Operationen sozusagen aufgeschwätzt bekommen, damit die Krankenhäuser Geld verdienen."
  • "Wir sind keine Heiligen"

Bernhard Albrecht (stern-Wissenschaftsredakteur und Mediziner):

  • "Es wird zu viel operiert"
  • "Ich habe den Eindruck, wir kommen heute in Notaufnahmen oder wir werden vom Arzt eingewiesen und wir haben bereits ein Preisschild auf der Stirn"
  • "Ein Patient, der einen eindeutigen Unterarmbruch hat, der operiert werden muss, wird mit Kusshand genommen"
  • "Krebsbehandlungen sind sehr lukrativ und jedes Krankenhaus nimmt Krebspatienten deshalb auch mit Kusshand. Und Operationen werden dann häufig da durchgeführt, wo die Krankenhäuser vielleicht gar nicht qualifiziert sind dafür."

Maike Manz (Gynäkologin mit Schwerpunkt Geburtshilfe, ehemalige Chefärztin):

  • "Das Profitinteresse darf nicht vor Patientenwohl gehen."
  • "Das passiert. Das muss man tatsächlich so sagen"(auf Maischbergers Frage, ob Kaiserschnitte manchmal auch deshalb gemacht werden, weil die natürlich Geburt sich zu lange hinzieht und "alle irgendwie ins Bett gehen wollen" oder die nächste Schicht schon ansteht).
  • "Wenn man ganz ehrlich ist, glaube ich, dass man als Arzt nahezu jede Patientin oder jeden Patienten an einen Ort hinargumentiert bekommt, wo man ihn haben möchte" (auf Maischbergers Frage, ob Ärzte eine Frau auch zu einem Kaiserschnitt überreden könnten, den sie eigentlich gar nicht will)
  • "Es gibt eine fast natürliche Inbalance zwischen betriebswirtschaftlichen Zwängen und ärztlichem Gewissen"
Interview mit stern-Reporter Bernhard Albrecht: Was ist seit dem Aufruf der Ärzte im stern passiert?

Karin Maag (gesundheitspolitische Sprecherin von CDU/CSU):

  • "Ja, es wird zu viel operiert"
  • "Es ist gut und richtig, dass im Krankenhaus auch wirtschaftlich gedacht wird."
  • "Wir haben ganz einfach zu viele Krankenhäuser."
  • "Natürlich muss ich mich vor planbaren Operationen als Patient informieren. Bei jedem Autokauf informiere ich mich über Vor- und Nachteile"

Jana Langer (Krankenschwester):

  • "Der Beruf an sich macht mir unheimlich Spaß, weil er so vielfältig ist, aber die Bedingungen sind derart schlecht, dass ich genauso wie zigtausende von meinen Kollegen tagtäglich darüber nachdenke, was man denn sonst noch so machen kann, um sich seinen Lebensunterhalt zu verdienen."
  • "Wir laufen auf eine riesige Katastrophe zu und keiner reagiert"

Ärzte fordern im stern: Mensch vor Profit!

Viele Ärzte und Ärztinnen erleben im Krankenhaus unlösbare Konflikte. Sie sollen Patienten heilen – und mit ihnen Gewinne erzielen. Ein System, das krank macht. In der stern-Titelgeschichte fordern weit mehr als 200 Ärzte eine grundlegende Reform des Krankenhauswesens. Weitere Ärztinnen und Ärzte können sich dem Appell anschließen. Die vollständige Liste der Unterzeichner finden Sie hier.

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Sollten Sie Beispiele beobachten, die zeigen, wie wirtschaftliche Zwänge ärztliche Entscheidungen beeinflussen, schreiben Sie uns gern auch dies. Wir nehmen dann vertraulich Kontakt zu Ihnen auf.

mad

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