Aufregung in Dänemark: Eine Mutation des Coronavirus wurde bei Tieren auf Nerzfarmen festgestellt. Das Virus ist sogar schon auf den Menschen übergesprungen. Da befürchtet wird, dass das mutierte Virus einen Impfstoff gegen das Coronavirus – und damit auch die Herdenimmunität der Menschen – gefährdet, wurde eine Notschlachtung von Millionen von Nerzen angeordnet. Teile Nordjütlands wurden abgeriegelt, um eine Weiterverbreitung zu verhindern. Inzwischen ist der Fall zum Politikum geworden: Der Umgang und die Kommunikation der Regierung wurden scharf kritisiert, es gab Rücktrittsforderungen.
Ist diese Aufregung nötig? In den Augen Anthony Faucis, Immunologe und einer der Top-Corona-Experten in den USA, stelle die Mutation des Virus bei Nerzen keine größere Gefahr für einen zukünftigen Impfstoff dar. Das sagte Fauci der britischen Denkfabrik Chatham House, wie der dänische Fernsehsender TV2 berichtet.
"Derzeit scheint es nicht so zu sein, dass die in Nerzen identifizierte Mutation die Impfstoffe oder deren Immunwirkung beeinflusst", sagte Fauci demnach. Er habe aber betont, dass es das gute Recht der dänischen Regierung sei, alle Vorbehalte anzunehmen.
Fauci warnt die Amerikaner – und zeigt Optimismus
Gleichzeitig schlug Fauci optimistische Töne an. Covid-19 werde "nicht mehr lange" eine Pandemie sein, dank der schnellen Entwicklung bei Impfstoffen. Dass der Impfstoff der Firmen BioNTech und Pfizer eine Wirksamkeit von 90 Prozent habe, nannte er "außergewöhnliche" Ergebnisse.
Dennoch warnte der führende US-Gesundheitsexperte die Amerikaner davor, sich wegen eines möglichen Impfstoffs gegen das Coronavirus in Sicherheit zu wiegen. "Die Nachricht über den Impfstoff sollte die Menschen nicht dazu veranlassen zu sagen, dass wir die öffentlichen Gesundheitsmaßnahmen nicht weiterführen müssen", sagte Fauci am Dienstag dem Sender CNN. An die Amerikaner appellierte er: "Geben Sie nicht auf, wenn Sie wissen, dass Hilfe auf dem Weg ist." Er wisse um die Erschöpfungserscheinungen beim Thema Coronavirus. "Aber halten Sie durch, noch ein bisschen länger."
Fauci rief die Amerikaner dazu auf, Masken zu tragen, Abstand von anderen Menschen zu halten und sich die Hände zu waschen. Auch wenn ein Impfstoff zugelassen würde, würde dieser zunächst nach Prioritäten verteilt werden. So würden beispielsweise Menschen, die im Gesundheitswesen arbeiteten, zuerst damit versorgt werden. Er rechne aber damit, dass jeder Amerikaner, der das wolle, in den ersten vier Monaten des kommenden Jahres geimpft werden könne.

Dicke Luft zwischen Donald Trump und Anthony Fauci
Noch kurz vor der US-Präsidentschaftswahl haben sich der Seuchenexperte Anthony Fauci und das Weiße Haus öffentlich über den richtigen Umgang mit der Corona-Pandemie gestritten. Mit Blick auf die erneute deutliche Zunahme der Corona-Neuinfektionen sagte Fauci in einem Interview mit der "Washington Post", die Vereinigten Staaten hätten nicht "schlechter aufgestellt" sein können. Das Land werde wegen der Pandemie noch "eine Menge Schmerzen" erleiden.
US-Präsident Donald Trump nehme seine Ratschläge zu verstärkten Vorkehrungen gegen die Pandemie nicht mehr an, kritisierte Fauci, der offiziell zum Beraterstab des Präsidenten gehört.
Die Pressestelle des Weißen Hauses kritisierte Faucis Interviewäußerungen als "inakzeptabel". Das Verhältnis zwischen Trump und dem renommierten Corona-Experten Fauci gestaltet sich schon seit Längerem schwierig. Der US-Präsident bezeichnete das prominenteste Mitglied des Corona-Krisenstabes des Weißen Hauses als "Katastrophe" und rückte Fauci in die Nähe von "Idioten".
Die USA haben die meisten Corona-Toten weltweit zu beklagen: Mehr als 240.000 Infizierte starben bereits und mehr als 10,5 Millionen Infektionen mit Covid-19 wurden registriert.