Kampf gegen Pandemie Finnland impft Nerze gegen das Coronavirus – als erstes Land in der EU

Nerze, wie hier in Käfigen, sollen in Finnland bald gegen das Coronavirus geimpft werden
Finnland impft mit einem selbst entwickelten Impfstoff Nerze gegen das Coronavirus
© MADS CLAUS RASMUSSEN / Ritzau Scanpix / AFP
In Dänemark wurde vergangenes Jahr bei Nerzen eine Mutation des Coronavirus gefunden. Infolgedessen wurden alle Tiere des Landes gekeult. Auch in Finnland wächst die Sorge über eine Mutation bei Nerzen – weshalb diese nun gegen Corona geimpft werden.

In Finnland hat man mit Corona-Impfungen bei Nerzen begonnen. Die Tiere, deren Fell für Pelze verwendet wird, werden seit Mittwoch geimpft, wie es in einer Mitteilung des Finnischen Fellzüchtervereins Fifur heißt. "Es ist toll, dass wir nach einem langen Zulassungsverfahren und nach der Herstellung von Impfstoffen nun als Erster in der Europäischen Union Tiere impfen können", sagt Marja Tiura, Geschäftsführerin von Fifur.

Der Impfstoff wurde in einem gemeinsamen Projekt des Fellzüchtervereins und Forschenden an der Universität Helsinki entwickelt. Dem experimentellen Vakzin mit dem Namen "FurcoVac" wurde am 22. September 2021 von der finnischen Lebensmittelbehörde eine bedingte Verwendungserlaubnis erteilt. Ersten Testergebnissen zufolge war die Impfreaktion der Tiere gut. Am 20. Dezember erteilte die Behörde dann eine bedingte Verwendungsgenehmigung für eine größere Impfstoffcharge. Nur Fifur, der den Impfstoff mitfinanziert hat, darf den Impfstoff zurzeit verwenden.

Coronavirus: Rund 200.000 Nerze sollen geimpft werden

In einem ersten Schritt sollen 50.000 Dosen von "FurcoVac" verimpft werden, so Jussi Peura, Forschungsdirektor von Fifur, der dort für die Corona-Vorsorge verantwortlich ist. "Ziel ist es, nach dem Jahreswechsel alle Nerzweibchen in der Zucht impfen zu können." Es gibt schätzungsweise rund 200.000 Nerze, die immunisiert werden sollen. Jedes Tier erhalte zwei Dosen des Impfstoffes. Die Betriebe, in denen zuerst geimpft wird, befinden sich in den Gemeinden, in denen die meisten Covid-Fälle bei Menschen registriert wurden.

"Wenn man bedenkt, dass der Ausgangspunkt eine neue Krankheit war, für die es keinen Impfstoff gab und die Krankheit vom Tier auf den Menschen übertragbar ist, war die Entwicklung des Impfstoffs ein ziemliches Unterfangen. Sie war im vergangenen Jahr eine unserer höchsten Prioritäten", sagte Peura dem finnischen Sender yle.

In Finnlands Nerz-Farmen gelten bereits strenge Schutzmaßnahmen gegen das Coronavirus. So wird der Zugang zu den Farmen auf ein Minimum reduziert. Dabei wurde laut yle bislang kein Fall von Corona bei Nerzen in Finnland entdeckt.

Hintergrund für das Impfstoffprojekt waren Corona-Ausbrüche bei Nerzfarmen in den Niederlanden und Dänemark. In Dänemark war ein in Nerzen mutiertes Coronavirus auch auf den Menschen übergesprungen. Infolgedessen ordnete die Regierung an, alle Nerze im Land zu keulen. Die Massentötung der Tiere hatte sich dort zu einem politischen Skandal entwickelt. Ein Minister reichte deswegen seinen Rücktritt ein, Ministerpräsidentin Mette Frederiksen steht seither unter Druck. Ein Untersuchungsausschuss beleuchtet den Fall. Mehr dazu können Sie hier lesen.

Die Zucht von Nerzen ist sehr umstritten, da die Tiere oft in Käfigen gehalten werden, um sie später für ihre Felle zu töten, die dann in der Pelzindustrie genutzt werden. 

rw

PRODUKTE & TIPPS

Kaufkosmos