Pandemie Italien: Experten rechnen mit Corona-Höhepunkt in den nächsten Tagen – was wir daraus lernen können

Brescia: Patienten liegen in Betten in einem Notfallanbau, der den Krankenhausbetrieb entlasten soll.
In Brescia müssen Corona-Patienten in einem Notfallanbau des örtlichen Krankenhauses behandelt werden. Drinnen ist kein Platz mehr, denn die Region zählt zu den am stärksten betroffenen – alle Klinik-Kapazitäten sind ausgeschöpft.
© Luca Bruno / AP / DPA
Jeden Tag tausende Neuinfektionen: Die Zahl der Menschen, die sich in Italien mit dem Coronavirus angesteckt haben, stieg zuletzt sprunghaft an. Die gute Nachricht – auch für Deutschland: Möglicherweise ist der Höhepunkt bald erreicht.

Blicken wir von Deutschland aus in Richtung Italien, sehen wir ein Stück weit in die Zukunft – zumindest was den Verlauf der Coronavirus-Pandemie anbelangt. Die gute Nachricht: Experten gehen davon aus, dass sich Neuinfektionskurve dort in den nächsten Tagen abflacht. Vorher steuert das Land aber noch auf den Höhepunkt der Fallzahlen zu.

Coronavirus in Italien: "Die Zahlen geben Hoffnung"

Allein im Laufe des Montags haben sich fast 3600 Italiener neu mit dem Coronavirus infiziert – der höchste Wert seit Ausbruch der Krankheit in dem Land. Bislang stiegen die Zahlen nahezu täglich an – zuletzt gab es sprunghaftes Anschnellen, teilweise haben sich die Fälle innerhalb eines Tages verdoppelt.

Experten rechnen damit, dass das Land nicht mehr weit vom absoluten Höhepunkt der Infektionszahlen weg ist. Zwar stiegen die Zahlen zuletzt weiter an, gleichzeitig erhöhe sich aber auch die Zahl der genesenen Patienten, erklärte der für die besonders betroffene Region Lombardei zuständige Koordinator Giulio Gallera. Außerdem habe man in den vergangenen Tagen weniger Todesfälle registriert. "Die Zahlen geben Hoffnung", so Gallera.

Auch Franco Locatelli, Präsident des Obersten Gesundheitsrates, sagte, er betrachte die Daten mit "zuversichtlicher Aufmerksamkeit".

Auch nach dem Höhepunkt wird die Zahl der Infizierten steigen

Allerdings: Auch nach einem sogenannten "Peak" werde die Gesamtzahl der Infizierten weiter steigen – aber eben nicht mehr so schnell. "Wir erwarten, dass es sich in den kommenden Tagen, bis Sonntag, zeigt, ob sich die Entwicklung verlangsamt", sagte Gallera mit Fokus auf die Lombardei am Dienstag. Forscher in Italien gehen derzeit von einer Ansteckungszeit zwischen zwei bis elf Tagen aus.  

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Wie schnell der Effekt der verflachenden Kurve zu beobachten sein wird, darüber sind sich die Experten aber noch uneins. Der Virologe Roberto Burioni rechnete laut der Zeitung "Corriere della Sera" vor, dass ein Verlangsamungseffekt wegen diverser Aspekte – zum Beispiel der verzögerten Wirkung von Kontaktsperren – in der Statistik noch etwas länger auf sich warten lassen werde.

Ähnlich äußerten sich Experten der Universität von Genua gegenüber der Zeitung "La Repubblica". Ihre Fachleute hätten den 25. März als möglichen Höhepunkt der Fallkurve ermittelt. Das alles gelte aber nur, wenn die Italiener sich strikt an die Vorgaben der Regierung zur sozialen Distanz halten würden.

Epizentrum des Ausbruchs im Norden Italiens

In der norditalienischen Region Lombardei war die Corona-Welle im Februar landesweit zuerst entdeckt worden. Sie ist mit über 15.000 Infizierten (Stand Montag) weiterhin am heftigsten betroffen und wurde am 8. März zum Sperrgebiet mit Ausgehverboten erklärt.

Wenige Tage später folgte dann das ganze Land. Seitdem gelten dort strenge Regeln und Ausgangssperren, um das Virus einzudämmen. Insgesamt sind bisher rund 28.000 Fälle in Italien bisher registriert – mehr Infizierte gibt es nur in China.

Quellen: "Il Giornale", "Corriere della Sera", "La Repubblica", Johns Hopkins Universität, Nachrichtenagenturen DPA, ANSA

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