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Crystal Meth Was die Partydroge so gefährlich macht

Auf dem Schulhof, im Bundestag: Crystal Meth ist in Deutschland verbreitet. Fünf Fakten zu der gefährlichen Droge, die extrem schnell abhängig macht und Leben zerstört.

Der Grünen-Bundestagsabgeordnete Volker Beck sieht sich mit Drogen-Vorwürfen konfrontiert. Die Berliner Staatsanwaltschaft bestätigte den Fund eines verdächtigen Stoffs. Bei einer Polizeikontrolle seien 0,6 Gramm "einer betäubungsmittelverdächtigen Substanz" bei dem Politiker gefunden worden. Beck legte darauf alle seine Ämter nieder. Laut "Bild"-Zeitung soll es sich bei der Droge um Crystal Meth handeln. Bestätigt ist das jedoch noch nicht. 

2014 geriet jedoch erst ein anderer Politiker wegen des kurzzeitigen Konsums von Crystal Meth in die Schlagzeilen: der SPD-Abgeordnete Michael Hartmann. Er habe eine Lebenskrise gehabt, sei ausgebrannt gewesen, die Droge ein Ausweg, sagte er dem "Spiegel".

Crystal Meth, von manchen einfach Crystal genannt, als Pervitin oder einfach nur von "C" bezeichnet, löst tatsächlich Euphorie aus, kostet nicht viel, sorgt aber auch dafür, dass Abhängige in Extremfällen aussehen wie Darsteller aus Zombie-Filmen. Warum tun sich Menschen diese Tortur an? Und was macht die Droge im Vergleich zu anderen Substanzen aus? Fragen und Antworten zur Horrordroge.

1. Wie Crystal genommen wird

Crystal Meth wird künstlich hergestellt und vom Konsumenten meist geschnupft oder inhaliert, seltener auch geschluckt. Die Basis der kristallartigen Droge ist das Stimulanzmittel Methamphetamin. Die Substanz löst ein euphorisches Hochgefühl aus. Die Leistungsfähigkeit nimmt zu, das Schmerzempfinden sowie das Bedürfnis nach Schlaf und Essen ab. "Amphetamine sind absolute Leistungsdrogen, die das genaue Gegenteil von Cannabis und Alkohol bewirken", sagt der Drogenexperte Rafael Gaßmann von der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen in Hamm.

2. Was Crystal bewirkt

Die Droge macht sehr schnell aggressiv – und abhängig, weil sich der Körper daran gewöhnt, sagt Gaßmann. Nervenzellen werden abgetötet, das Hirn wird geschädigt. Crystal-Meth-Abhängige klagen häufig über erhöhte Körpertemperatur und Schlafprobleme. Haare fallen aus, der Herzrhythmus ist gestört, die Haut juckt, vor allem im Gesicht. Zähne und Gebiss verfallen zum sogenannten Meth-Mund. Lässt die Wirkung der Droge nach, können starke körperliche und geistige Erschöpfung mit Gereiztheit, Depressionen und sogar Selbstmordgedanken folgen. Langfristig eingenommen, führt Crystal Meth zu Psychosen. Schlimmstenfalls kann der Konsum der Droge zum Tod führen.

3. Wer Crystal konsumiert

Eine Untersuchung zur Klientel der Droge gibt es laut Gaßmann nicht. Dennoch ist sich der Drogenexperte sicher: "Alles deutet darauf hin, dass sich das quer durch die Bevölkerung zieht. Das gilt für Bäckereiverkäuferinnen und Auszubildende wie für Abgeordnete." Auch in Armeen könne die Substanz Verwendung finden. Ausschließen könne man jüngere Jugendliche, da Crystal Meth anders als Alkohol und Tabak nicht zu den Einstiegsdrogen zähle. Auch Rentner schließt Gaßmann aus, weil sie nicht mehr im Berufsstress stehen.

4. Was Crystal von anderen Drogen unterscheidet

Crystal Meth ist besonders billig. Das liegt unter anderem am kurzen Transportweg und einer Reinheit von 80 bis 90 Prozent, wodurch bereits kleinere Mengen eine extreme Wirkung haben. "Kokain hat einen weiten Transportweg und wird vielfach gestreckt auf dem Weg", sagt Gaßmann. Crystal dagegen ist ein rein chemisches Produkt und kann so theoretisch in Laboren weltweit hergestellt werden. In Deutschland kommt es vermehrt aus der Grenzregion zu Tschechien, wird aber auch im Inland oder in den Niederlanden hergestellt, sagt Gaßmann.

5. Seit wann es Crystal gibt

Methamphetamin ist über 100 Jahre alt. Erste Forscher befassten sich schon Ende des 19. Jahrhunderts damit. Im Zweiten Weltkrieg wurde in Deutschland gezielt mit der Substanz gearbeitet, Pervitin sollte Soldaten durchhaltefähiger und furchtloser machen und bekam den Beinamen "Panzerschokolade". Nach dem Krieg etablierten sich Amphetamine auch als Dopingmittel im Sport. Unter anderem der frühere US-Tennisstar Andre Agassi gab in seiner Biografie zu, lange Zeit Crystal Meth genommen zu haben. Bis 1988 gab es das Mittel sogar in der Apotheke, berichtet Gaßmann – damals noch unter dem Namen Pervitin. Als Arzneimittel sollte es gegen Konzentrationsschwächen und chronische Müdigkeit helfen. Dann fiel Pervitin unter das Betäubungsmittelgesetz. Bekannt wurde Crystal durch die US-Serie "Breaking Bad", in der ein Chemielehrer zum Meth-Produzenten wird.

lea/DPA

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