Rund 20 Prozent der Menschen leiden im Laufe ihres Lebens mindestens einmal an einer Depression. Damit ist die psychische Erkrankung, die vor allem durch eine niedergeschlagene Stimmung, Erschöpfung und Interessenverlust geprägt wird, mittlerweile zur Volkskrankheit geworden.
Je mehr Menschen betroffen sind, umso dringlicher wird die Frage nach geeigneten Behandlungsmethoden. Bislang setzen Ärzt:innen und Therapeut:innen vor allem auf Antidepressiva und Psychotherapie.
Ein Schweizer Forschungsteam konnte nun herausfinden, dass sich auch Probiotika positiv auf die Stimmung von depressiven Menschen auswirken kann – wenn die Präparate für die Darmflora zusätzlich zu Antidepressive genommen werden.
Die Wissenschaftler:innen um Anna-Chiara Schaub von der Psychiatrischen Universitätsklinik in Basel haben die schwer depressiven Teilnehmenden in ihrer Studie in zwei Gruppen aufgeteilt: die eine bekam einen Monat lang ein Probiotikum, die andere ein Placebo zusätzlich zur üblichen Dosis Antidepressiva.
Studie zeigt, was Probiotika bewirken können
Das Ergebnis: Die Stimmung der Teilnehmenden, die Probiotika bekamen, war deutlich besser, als die Laune der anderen. Für die Forschenden ein klarer Erfolg:"Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass eine zusätzliche Behandlung mit Probiotika die depressiven Symptome verbessert und spezifische gesundheitsbezogene Bakterientaxa erhöht", heißt es in der Vorstellung der Studie.
Und es gibt erste Hinweise darauf, woran das liegen könnte: Bei genauerer Betrachtung der Darmflora fiel auf, dass sich die Milchsäurebakterien durch die Einnahme von Probiotika im ersten Monat deutlich vermehrt hatten. Nachdem die Präparate abgesetzt wurden, nahm der Anteil dieser gesunden Darmbakterien allerdings auch wieder ab. Laut dem Forschungsteam lässt das darauf schließen, dass es eine längere Darmkur brauche, um depressive Symptome begleitend behandeln zu können.
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Für viele Jugendliche hat das Tagebuchschreiben einen festen Platz im Alltag. Man notiert, was einen beschäftigt, wie es einem geht und wovon man träumt. Je älter wir werden, desto eher hören wir allerdings damit auf, unsere Gedanken zu Papier zu bringen. Dabei kann so ein Tagebuch echt hilfreich sein. Wer seine Gedanken aufschreibt, der schafft Platz im Kopf. Das hilft vor allem dann, wenn man im Gedankenkarussell gefangen ist oder sich nicht konzentrieren kann, weil ständig neue Tabs im Kopf aufploppen. Außerdem reflektieren wir unsere Gedanken und Erlebnisse noch einmal, wenn wir sie aufschreiben. Das kann uns helfen, den Blick zu weiten und neue Perspektiven einzunehmen. Das Tagebuch kann also helfen, zu neuen Erkenntnissen zu kommen, sich selbst besser kennenzulernen und Struktur ins Gedankenchaos zu bringen. Und wenn man sich daran mal nichtmehr erinnern kann, dann hat man es ja sogar schriftlich.
Die belgischen Forscher:innen zeigen mit ihrer Untersuchung einmal mehr, welch großen Einfluss die Darmflora auf unsere Wohlbefinden hat. Es ist aber keineswegs die erste Studie in dem Bereich. Bereits im Vorfeld konnten Wissenschaftler:innen etwa nachweisen, dass die Zusammensetzung der Darmbakterien eine wichtige Rolle bei depressiven Symptomen spielt.
Laut einer Studie der Katholischen Universität Leuven in Belgien etwa fehlen bei Menschen mit Depressionen zwei Bakterienstämme in der Darmflora – die Gattungen Coprococcus und Dialister. Auch die Einnahme von Antidepressiva konnte daran nichts ändern.
So wirkt sich Probiotika auf unsere Psyche aus
Der Schritt, Probiotika als Ergänzung in die Behandlung miteinzubeziehen ist also nur logisch. Dabei kommt es aber auch auf die Art des Probiotikums an. In der Schweizer Studie wurde zum Beispiel das bekannte Probiotikum Lactobacillus angewendet.
Andere gute Darmbakterien sind beispielsweise Bifidobacterium, Dialister oder Akkermansia. Abgesehen von Nahrungsergänzungsmitteln können wir sie auch durch den Verzehr von Milchprodukten oder fermentierten Lebensmitteln aufnehmen.
Probiotika können neben den in der Studie genannten Wirkungen auch unsere Emotionen regulieren, Stress reduzieren und die Produktion von Glückshormonen fördern. Und das Beste daran: Es gibt kaum bis keine Nebenwirkungen.
Stattdessen ist es gut möglich, dass die fachgerechte und mit ärztlichem Fachpersonal abgestimmte Einnahme von Probiotika auch die Darmgesundheit steigern und chronische Entzündungskrankheiten verringern kann.
Wie Probiotika die Darmflora retten
Aber wie wirkt ein Probiotikum eigentlich? Das Mikrobiom im Darm ist so einzigartig wie unsere Persönlichkeit. Sobald es durch zu viele schlechte Bakterien aus dem Gleichgewicht gerät, bekommt die Darmschleimhaut kleine Risse.
Dort können Krankheitserreger und Giftstoffe in unseren Blutkreislauf gelangen. Auf diese Weise entstehen jede Menge chronische Krankheiten. Das Probiotikum soll diese Risse reparieren und so unser Immunsystem stärken.
Um das zu erreichen, produzieren die probiotischen Mikroben sogenannte Interleukine, das sind entzündungshemmende Botenstoffe. Außerdem fördern Probiotika die Entstehung von Neurotransmittern wie Serotonin, Dopamin und GABA – allesamt maßgeblich an unserem Glücksempfinden beteiligt.
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Können Probiotika Depressionen heilen?
Damit ist es kaum verwunderlich, dass das Schweizer Forschungsteam eine deutliche Verbesserung des Wohlbefindens bei den Teilnehmenden mit Probiotika feststellen konnte.
Für Erstautorin Anna-Chiara Schaub ist aber klar, dass es weitere Forschung in dem Gebiet braucht:"Die Mikrobiom-Darm-Hirn-Achse ist zwar schon einige Jahre Thema der Forschung, die genauen Mechanismen sind bis heute allerdings nur teilweise klar.“
Es brauche etwa zusätzliches Wissen über die Wirkung der einzelnen Bakterienstämme, um diese gezielt zur Therapie einsetzen zu können. Aber eines bleibt wie gehabt:"Probiotika eignen sich nicht als alleinige Therapie gegen eine Depression.“