Den Harn in einem Becher auffangen, einen Teststreifen hineinhalten, zwei Minuten warten, dann wieder herausziehen und die Farbe beurteilen: So einfach sind alle Diabetes-Teststreifen zu handhaben. Sie sind in der Apotheke erhältlich. Die meisten bestehen aus Plastik oder Filterpapier, sind etwa zehn Zentimeter lang und haben eine Farbskala. So lässt sich die individuelle Verfärbung mit Standard-Farbquadraten vergleichen.
Im Prinzip gilt: Je kräftiger der Farbwechsel, desto mehr Zucker ist im Urin. Hat sich das Stäbchen dunkelgrün oder violett verfärbt, liegt etwas im Argen. Dann haben Sie womöglich Diabetes.
Ein wirklich eindeutiges Ergebnis ist jedoch nicht immer zu erwarten. Mit solchen Teststäbchen lassen sich zwar Glukose oder andere Stoffwechselprodukte nachweisen. Sie messen aber nicht so genau wie Bluttests. Hat sich der Harn-Teststreifen bei Ihnen auch nur leicht verfärbt, sollten Sie das Ergebnis von einem Facharzt überprüfen lassen. Denn in einem solchen Fall enthält Ihr Blut bereits doppelt so viel Zucker wie normal. Der Arzt kann mit weiteren Urin- oder Bluttests genau messen, ob Ihr Stoffwechsel noch in Ordnung ist oder nicht.
Kein Farbwechsel - und trotzdem krank
Doch wie gelangt der Zucker überhaupt in den Harn? Das Blut wird in der Niere gefiltert. Größere Bestandteile wie Blutzellen oder Eiweiße hält das Organ zurück, der Zucker hingegen rutscht zunächst durch diese ersten Filter. In der übrigen Flüssigkeit ist daher noch viel Zucker enthalten – übrigens auch bei Gesunden. Bei Menschen mit Diabetes ist es aber noch einmal deutlich mehr. Diese grob gefilterte Flüssigkeit fließt dann weiter durch lange Kanälchen in der Niere. Auf diesem Weg holt sich das Organ normalerweise noch mehr Bestandteile heraus, die der Körper benötigt - darunter normalerweise auch den Zucker, aber auch Salze oder Wasser - und bringt diese zurück in den Blutkreislauf. Was nicht weiter gebraucht wird, verlässt den Körper als Urin.
Ab einer bestimmten Zuckermenge - etwa ab 10 Millimol pro Liter (180 Milligramm pro Deziliter) Blut - schaffen die Nieren es jedoch nicht mehr, den überschüssigen Zucker komplett herauszufiltern. Das bedeutet: Er findet sich im Harn wieder.
Ist also kein Zucker im Urin nachzuweisen, ist womöglich alles in Ordnung. Dennoch können Sie an Diabetes leiden - an einer leichten Form. Außerdem sind neue Diabetsmedikamente in Entwicklung, die den überschüssigen Zucker aus Ihrem Körper über den Urin entfernen. Eine Harnzuckermessung wäre dann nicht geeignet.
Mit Harntests das eigene Essen kontrollieren
Um die Diagnose abzusichern, macht der Arzt einen Bluttest. Damit kann er die Zuckermenge im Blut genau bestimmen. Wenn Sie ohne Insulin behandelt werden und wissen wollen, ob Sie richtig essen, sollten Sie Ihren Urin regelmäßig auf Zucker untersuchen. Verfärbt sich der Harnzuckerteststreifen ein bis zwei Stunden nach der Mahlzeit nicht, haben Sie alles richtig gemacht. Führen Sie in so einem Fall den Test weiterhin zweimal pro Woche durch.
Ist das Ergebnis jedoch positiv, sollten Sie Ihren Harn täglich überprüfen, bei sehr starken Verfärbungen sogar dreimal täglich etwa zwei Stunden nach den Hauptmahlzeiten. Sind Ihre Werte an drei Tagen hintereinander stark erhöht, sollten Sie unbedingt schnell zum Arzt gehen.
Vorsicht: Unterzuckerung!
Enthält Ihre Diabetestablette den Wirkstoff Glibenclamid, Glimepirid oder Repaglinid? Diese Medikamente können in seltenen Fällen Unterzuckerung hervorrufen. Das können Sie spüren, jedoch nicht am Harnzuckerstreifen erkennen. Wenn Sie nie Zucker im Urin haben und Ihr HbA1c-Wert sehr gut ist, wird Ihr Arzt überprüfen, ob Sie die Dosis Ihres Diabetesmedikaments reduzieren können.
Wird Ihr Diabetes nicht oder nicht richtig behandelt, können die Nieren Schaden nehmen. Ein Zeichen, dass es diesen Organen nicht gut geht, ist Eiweiß im Urin. Einen solchen Test kann Ihr behandelnder Arzt durchführen.
Finden sich mehr als 20 Milligramm des Proteins Albumin in einem Liter Harn - morgens ausgeschieden -, sprechen Fachleute von einer Mikroalbuminurie. Das kann das erste Zeichen einer Nierenschädigung infolge von Diabetes sein. Dann sind Sie womöglich nicht richtig mit Medikamenten versorgt. Um sicher zu gehen, kann der Facharzt den Urintest zwei bis vier Wochen später wiederholen. Ist Albumin dann immer noch nachweisbar, sollte die Behandlung ernsthaft überdacht werden.