Mehr als 20 Jahre war ich als Notarzt in der Luftrettung tätig. Einmal schickte uns die Leitstelle zu einer etwa 80-jährigen Dame im Pflegeheim, die unter Luftnot litt. Viele denken, der Rettungshubschrauber komme nur bei dramatischen Fällen zum Einsatz. Aber wenn auf die Schnelle kein Notarztwagen verfügbar ist, rücken wir auch zu "ganz normalen" Einsätzen aus.
Vor Ort brachte man uns in das Zimmer der Patientin. Sie lag mit erhöhtem Oberkörper im Bett und rang sichtlich nach Luft. Unter der Nase trug sie einen dünnen Plastikschlauch, über den sie Sauerstoff verabreicht bekam. Die Frau war hellwach und völlig orientiert. Das Gefühl, ersticken zu müssen, ängstigte sie sehr. Ich verschaffte mir rasch in den Krankenunterlagen einen Überblick. Demzufolge war die Frau drei Wochen zuvor mit einem schwachen Herzen aus einer Klinik entlassen worden – ihr Befund war derart, dass die Ärztinnen und Ärzte keine weiteren Therapieoptionen mehr gesehen hatten. Die jetzige Luftnot konnte also zum einen die Folge eines Lungenödems sein, bei dem sich wegen ihrer Herzschwäche Flüssigkeit ins Lungengewebe zurückstaute und die Atmung behinderte. Zum anderen litt die Frau aber auch unter einer chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) – hierbei hatten die Mediziner ebenfalls keine Behandlungsmöglichkeit mehr gesehen. Bei dieser Erkrankung sind die kleinen Atemwege dauerhaft verengt. Den Betroffenen fällt es schwer auszuatmen, die Luft kann nicht mehr aus den Lungenbläschen entweichen.