Niemand konnte sich erklären, was geschehen war, als der Patient im Frühjahr 2023 in die Notaufnahme des Ninewells-Krankenhauses im schottischen Dundee kam, an dem ich damals arbeitete. Er berichtete meinen Kolleginnen und Kollegen, dass er eben beim Autofahren wegen seiner Allergie mehrfach hatte niesen müssen. Kurz danach hatte er einen stechenden Schmerz verspürt, und sein Hals war plötzlich stark angeschwollen. Der Mann in den Dreißigern war groß und kräftig, litt an Heuschnupfen und hatte keine weiteren Vorerkrankungen. Er klagte nicht über Atemnot, hatte keine Schluckstörungen, auch die Stimme klang weder belegt noch heiser.
Die Sauerstoffsättigung des Blutes war normal, stellten die Kollegen fest. Auch die Ableitung der Herzströme im EKG zeigte keine Auffälligkeiten. Der Mann erschien nicht verängstigt, konnte die Symptome klar beschreiben. Ob er etwas Besonderes gegessen habe, vielleicht versehentlich etwas verschluckt habe, wollten meine Kollegen von ihm wissen. Er verneinte. Als sie den Hals untersuchten, fiel ihnen auf, dass der Patient den Kopf nur eingeschränkt drehen konnte. Und als sie die geschwollene Haut am Hals vorsichtig eindrückten, hörten sie ein merkwürdig knisterndes Geräusch. Daraufhin riefen sie mich hinzu; als Assistenzarzt der Hals-Nasen-Ohren-Abteilung hatte ich an diesem Wochenende Dienst.
