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Fragen und Antworten Symptome, Diagnose, Behandlung – das sollten Sie über Endometriose wissen

An Endometriose erkrankte Frau hält sich den Bauch
Endometriose ist die zweithäufigste gynäkologische Krankheit. Sie betrifft zwei Millionen Frauen in Deutschland.
© Yves Salvat / Picture Alliance
Rund jede zehnte Frau in Deutschland leidet an Endometriose, zwei Millionen insgesamt. Trotzdem ist die Krankheit kaum bekannt. Es gibt vergleichsweise wenig Forschung und selbst die Betroffenen haben oft noch nie davon gehört.

Welche Symptome deuten auf Endometriose hin? Wann sollte man einen Arzt aufsuchen? Und welche Therapiemöglichkeiten gibt es? An welche Stellen können Betroffene sich wenden? Die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick.

Was ist Endometriose?

Bei einer Endometriose siedelt sich Gewebe, das der Gebärmutterschleimhaut ähnelt, außerhalb des Uterus an. Diese sogenannten Endometriose-Herde bilden Entzündungen und Zysten, die beispielsweise an Eierstöcken, Becken oder Darm wachsen. Sie können aber auch außerhalb des Bauchraumes auftreten und theoretisch alle Organe im Körper befallen.

Genau wie die Gebärmutterschleimhaut folgt das Endometriose-Gewebe dem hormonellen Zyklus und wird periodisch auf- und abgebaut. Das mit der Blutung abgestoßene Gewebe kann den Körper allerdings nicht verlassen und staut sich. Chronische Entzündungen, Vernarbungen und Verwachsungen sind die Folgen.

Wer ist von Endometriose betroffen?

Bereits bei der ersten Periode können Krankheitssymptome auftreten. Die höchste Wahrscheinlichkeit zum Auftreten von Endometriose liegt im Alter von 35 bis 45 Jahren. Aber auch nach den Wechseljahren können Frauen weiterhin an Endometriose leiden. Nach Angaben der Endometriose-Vereinigung können intergeschlechtliche oder nicht-binäre Personen ebenso erkranken.

Wie äußert sich die Erkrankung?

Endometriose gilt als das "Chamäleon der Gynäkologie“, da sich die Krankheit sehr unterschiedlich äußert. Einige Patienten zeigen kaum Symptome, wieder andere leiden an heftigen Schmerzen. Die Übergänge zwischen Menstruationsbeschwerden und Endometriose sind fließend und werden aufgrund unterschiedlicher Schmerzempfindlichkeiten individuell sehr verschieden wahrgenommen. Trotzdem sind  starke Regelschmerzen, die auch vor und nach der Menstruation auftreten, das häufigste Anzeichen einer Endometriose.

Frau liegt mit einer Wärmeflasche im Bett.
Endometriose oder Regelschmerzen? Die Übergänge sind fließend.
© Christin Klose / Picture Alliance

Welche sind die häufigsten Symptome?

Neben Menstruationsbeschwerden gibt es eine Reihe von weiteren Symptomen, die auf die Krankheit hindeuten können. Dazu zählen laut Endometriose-Vereinigung:

  • Bauch- und Rückenschmerzen vor und während der Menstruation, die auch in die Beine ausstrahlen können
  • Starke und unregelmäßige Monatsblutungen
  • Schmerzen während und nach dem Geschlechtsverkehr
  • Schmerzen bei gynäkologischen Untersuchungen
  • Schmerzen beim Stuhlgang oder Urinieren
  • Zyklische Blutungen aus Blase oder Darm
  • Ungewollte Kinderlosigkeit

Es können auch weitere, zunächst eher unspezifische Beschwerden auftreten, darunter Müdigkeit und Erschöpfung, psychische Erkrankungen, wie Depressionen, ein vermehrtes Auftreten von Allergien und anderen Autoimmunerkrankungen sowie eine erhöhte Infektanfälligkeit während der Menstruation.

Wie wird die Diagnose gestellt?

Bis den Betroffenen eine Diagnose gestellt wird, können bis zu zehn Jahre vergehen. Verspüren Frauen sehr starke Regelschmerzen oder andere Symptome, die auf Endometriose hindeuten, sollten sie die Krankheit bei einem Arztbesuch gezielt ansprechen. 

Am Anfang der Diagnose steht ein ausführliches Anamnese-Gespräch. Das zeitliche und örtliche Auftreten der Beschwerden kann erste Hinweise geben und bestimmt das weitere Vorgehen. Es folgen Tastuntersuchungen an Scheide und Gebärmutter, Ultraschall von Scheide und Bauchdecke und je nach Symptomen weitere Verfahren wie Darmspiegelung oder Kernspin- oder Computertomographie. Die einzig sichere Möglichkeit, eine Diagnose zu stellen, ist jedoch ein operativer Eingriff: Eine Bauchspiegelung. Dabei wird eine Gewebeprobe entnommen und untersucht.

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die Beschwerden vorübergehend oder dauerhaft zu lindern. Die jeweilige Therapie sollte individuell auf die Patientin zugeschnitten werden. Bei manchen Frauen können die Endometriose-Herde über eine Bauspiegelung entfernt werden. Dabei handelt es sich allerdings um eine Minderheit der Patienten. Und selbst nach dem Eingriff kann das Gewebe immer wieder von Neuem wachsen. Bei der Hälfte der Erkrankten besteht ein dauerhafter Therapiebedarf.

Frau hält eine Tablette in die Kamera
Für viele Endometriose-Patienten sind Schmerzmittel Bestandteil des Alltags.
© Olena Mykhaylova / Picture Alliance

Eine Hormontherapie kann Linderung verschafften. Diese verhindert, dass sich die Gebärmutterschleimhaut aufbaut und dass es zur Blutung kommt. Damit versiegt allerdings auch die Menstruation. Eine weitere Art der Hormontherapie ist die Einnahme von GnRH Analoga (GnRH = Gonadotropin-releasing Hormon). Das synthetische Hormon führt im Körper eine Situation wie in den Wechseljahren herbei. Allerdings treten dabei auch alle typischen Wechseljahresbeschwerden auf: Hitzewallungen, Kopfschmerzen, Müdigkeit oder Osteoporose. GnRH sollten deshalb nur kurzzeitig in enger Absprache mit dem Arzt eingenommen werden und ihre Anwendung gründlich abgewogen werden.

Ebenso zum Einsatz kommen medikamentöse und multimodale Schmerztherapien. Ergänzende Behandlungsmethoden der traditionellen chinesischen Medizin, der Naturheilkunde oder eine Physiotherapie können die Schmerzen zusätzlich verringern.

Was sind mögliche Folgen?

Die chronischen Entzündungen, Vernarbungen und Verwachsungen können bleibende Schäden an Organen wie beispielsweise dem Darm oder der Eileiter verursachen. In schweren Fällen und bei einem weitreichenden Befall können Operationen erforderlich sein, bei denen das geschädigte Gewebe entfernt werden muss. Eine ausgeprägte Endometriose ist außerdem eine der häufigsten Ursachen für Unfruchtbarkeit.

Nach Angaben der Endometriose-Vereinigung ist die Krankheit die Ursache in 40-60 Prozent der Fälle, in denen Frauen ungewollt kinderlos bleiben. Die körperlichen Prozesse, wie das Anschwellen der Endometriose-Herde, die Blutungen oder der Schmerz können sich zudem auf die Psyche auswirken. Nicht selten leiden die Betroffenen infolgedessen an Depressionen oder Angststörungen. Die Sexualität kann ebenfalls beeinträchtigt sein. Wer beim Geschlechtsverkehr Schmerzen verspürt, kann unter Umständen keiner lustvollen Sexualität mehr nachgehen.

Wie groß sind die Heilungschancen?

Geheilt werden kann die chronische Erkrankung nicht. Viel mehr geht es für die Betroffenen darum, dauerhaft mit der Endometriose zu leben. Die Krankheit wirkt sich auf alle Lebensbereiche aus, vom Selbstgefühl der Betroffenen über Sozialleben und Arbeitsalltag bis hin zu Partnerschaft und Familienplanung.

Daher kommt der Betreuung und Begleitung durch Mediziner eine wichtige Rolle zu. Therapie und Behandlung sollten auf jede Patientin individuell angepasst sein. Auch die Unterstützung aus dem sozialen Umfeld ist enorm wertvoll. Das setzt voraus, dass Freunde, Familie, Partner und die Gesellschaft insgesamt über die Krankheit informiert sind, um das nötige Verständnis für die Belastung der Betroffenen aufbringen. Auch der Austausch in Selbsthilfegruppen kann für Frauen eine wichtige Stütze sein. Über die Seite der Endometriose-Vereinigung können Betroffene Gruppen in ihrer Nähe finden.

Quellen: Endometriose-Vereinigung, Gesundheitsinformation.de

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