Kalorienangaben wirken präzise und berechenbar. Eine Tafel Schokolade? Das macht 546 Kilokalorien. Ein Apfel? Kommt auf überschaubare 81 Kilokalorien. Und eine Scheibe Toastbrot? 68 Kilokalorien.
Wer abnehmen will, führt meist akribisch Buch darüber, was, wann und in welchen Mengen gegessen wird. Der Gedanke dabei: Werden mehr Kalorien im Laufe des Tages verbraucht als zugeführt, purzeln die Pfunde. Als Richtwert für den Kalorienbedarf werden meist Durchschnittswerte verwendet. Als grobe Orientierung gilt ein täglicher Bedarf von rund 2000 Kilokalorien. Diese Zahl befindet sich auch auf der Verpackung vieler Lebensmittel und dient als Vergleichsgröße zu den im Produkt enthaltenen Kalorien.
Ist Kalorienzählen sinnvoll? Warum eine Ernährungsexpertin davon abrät
Obwohl die Methode des Kalorienzählens gerne praktiziert wird, ist sie in den letzten Jahren in Kritik geraten. Im Gespräch mit der "New York Times" erklärt die Diätspezialistin Abby Langer, warum auch sie eher davon abrät. "Zunächst einmal weiß niemand so genau, wie viele Kalorien wir tagtäglich brauchen", so die Expertin im Gespräch mit der Zeitung. Werte wie der eben genannte Bedarf von 2000 Kalorien seien eben nur Durchschnittswerte. "Was, wenn Sie kleiner sind als der Durchschnitt? Was, wenn Sie sich mehr bewegen?"

Hinzu kommt: Der Körper verarbeitet verschiedene Lebensmittel auch ganz unterschiedlich. Während er die Kalorien aus industriell gefertigten Produkten wie Toast meist problemlos erschließen kann, tut er sich bei anderen Produkten deutlich schwerer. Beispiel: Nüsse.
Nüsse gelten als Dickmacher - offenbar zu Unrecht
Die öligen Kerne sind für unsere Verdauung kaum zu knacken. Im Ganzen wandern Nüsse völlig unbehelligt durch Magen und Darm. Selbst zerbissene Nüsse gelangen immer noch in kleinen Stücken in den Magen, was es dem Körper schwer macht, alle enthaltenen Kalorien aufzuschließen. Bezogen auf den Nährwert bedeutet das: Er ist für Nüsse wohl zu hoch angesetzt und müsste eigentlich nach unten korrigiert werden. Statt auf den Hüften landet ein Teil der Nusskalorien in der Kanalisation.
Wer abnehmen will, meidet Nüsse jedoch oft, eben weil sie als Kalorienbombe gelten. Das kann womöglich sogar Nachteile haben: In einer Studie aus dem Jahr 2004 verglichen Wissenschaftler die Abnehmerfolge übergewichtiger Menschen - mit einem interessanten Ergebnis: Diejenigen, die Nüsse in die Ernährung integriert hatten, waren schlanker als die Teilnehmer der Kontrollgruppe, die kohlenhydratreich gegessen hatten. Faktisch war die Energiezufuhr in beiden Gruppen jedoch gleich.
Abby Langer gibt zwar zu bedenken, dass Kalorienangaben eine erste Orientierungshilfe sein können, um den Energiegehalt bestimmter Lebensmittel besser einschätzen und miteinander vergleichen zu können. Sie warnt jedoch davor, sich zu sehr auf die Zahlen zu verlassen und zu versteifen. Wer die aufgenommene Kalorienmenge in Vergleich zu der täglich benötigten Menge setze, rechne "höchstwahrscheinlich falsch".
Was sie stattdessen empfiehlt? "Schreiben Sie auf, was Sie gegessen haben und wie Sie sich dabei gefühlt haben", rät die Expertin. Das sei eine gute Möglichkeit, einen Überblick über das eigene Essverhalten zu bekommen, "ohne sich dabei an Zahlen abarbeiten zu müssen". Ihr Rat: "Konzentrieren Sie sich auf die Qualität ihres Essens. Essen sollte eine angenehme Sache sein."
Hier erfahren Sie, wie eine gesunde und figurbewusste Ernährung aussehen kann.