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Männlicher Fitnesswahn Im Reich von Stahl und Schmerzen

Aufwärmen und die Haut straffen? Bei Männern geht es um nicht weniger als ums Überleben
Aufwärmen und die Haut straffen? Bei Männern geht es um nicht weniger als ums Überleben
© Jesper Aggergaard / Unsplash
Yoga, Herumhüpfen, Stretching - für Männer ist das nix, meint stern.de-Redakteur Gernot Kramper. Er rät zum Workout mit Kanonenkugel und sandgefüllter Lederwurst.

Sport sollte man treiben, weil es ja so gesund ist. Ein Segen für den Kreislauf und für den Rücken. Und ich, da ich nun die 50 übersprungen habe, sollte ganz besonders darauf achten, "die Bewegungsfähigkeit auch im fortschreitenden Alter zu erhalten", wie es meine Frau zartfühlend ausdrückt. Am Besten geht das – natürlich! – mit Yoga. Mit der Fernost-Gymnastik löst man nicht nur die körperlichen Verspannungen, sondern auch gleich noch die Schlacken im Kopf mit auf. Engstirnigkeit des Partners etwa.

Das hört sich schrecklich fürsorglich an und wirkt einfach nur abschreckend - zumindest für mich. In Wirklichkeit geht es bei mir und der Fitness um Dinge, auf die es wirklich ankommt: um reine Äußerlichkeiten nämlich. Mit der Einstellung bin ich nicht allein. Frauen sind bloß ehrlicher als Männer, sie sprechen ihre Probleme offen an. Vier Feinde treiben die Frau ins Sportstudio und sie heißen: Orangenhaut, Wabbelschenkel, Bingowings und Pfannkuchenpo. Für uns Männer ist die Welt einfacher, wir müssen nur auf ein Alarmzeichen achten: Wenn der Bauch nicht mehr in die Hose will, wird es allerhöchste Zeit aktiv zu werden.

Kanonenkugel und Lederwurst

Und zwar männlich aktiv. Neben der Körperpolitur will das Ego gefüttert werden. Und welcher Mann möchte schon ernsthaft einen Schweizer Gummiball umarmen und sich wie ein Aal auf ihm herumwälzen? Man muss sich nur vorstellen, so ein Video taucht bei Facebook auf. Ziemlich peinlich. Solche Aktivitäten habe ich auf die Zeit im Altersheim verschoben.

Auch Sport mit Frauen sollte grundsätzlich vermieden werden. Das weibliche Geschlecht hat einen ausgeprägten Sinn für Tanz und Rhythmus. Wenn nicht ein Patrick Swayze in einem steckt, tapst man nur wie ein Bär hinter den Elfen hinterher. Deprimierend. Wer sich maskuliner fühlen will, sollte sich an Leder und Eisen halten. Reißen, stemmen, heben - so heißen die Aktivitäten für den Herrn. Hopsen, recken und stretchen die für die Dame.

Nichts ist besser für die männliche Psyche in der gereiften Lebenshälfte, als ein Workout lebend hinter sich gebracht zu haben, vor dem der Trainer vorher eindringlich warnte. Ob es gut ist, sich immer und immer wieder hinzulegen und aufzustehen, und dabei am ausgestreckten Arm eine Art Kanonenkugel aus Gussmetall über dem Kopf zu balancieren? Vermutlich nicht. Auch Sit Ups mit einer sandgefüllten Lederwurst, die im entscheidenden Moment nach oben gestoßen wird, werden nicht in der Gesundheitsfibel der Krankenkasse beschrieben.

Aber: Wer Schwabbel in Muskeln verwandeln will, muss sich eben plagen. Wo gehobelt wird, da fallen Späne: Blaue Flecken am Körper und Einschlagskrater im Parkett sind kaum zu vermeiden. Man sollte diese Blessuren als Auszeichnung sehen. Außerdem umgeht man so geschickt jede Bevormundung durch gesundheitsbeflissene Partnerinnen. Denn die müssen beim Brachialsport meistens passen.

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