Macht abends essen dick? Ist es schädlich, den Deckel des Joghurtbechers abzulecken? Gibt es süßes Blut? Der stern nimmt in loser Reihenfolge Alltagsmythen unter die Lupe.
Die Auflösung
Der Sommer ist da und mit ihm hört man wieder ein Floppen - vereinzelt auch im Büro. Die Freiluftsaison für die Füße hat angefangen, bunte Flip-Flops kommen wieder zum Einsatz. Die offenen Schuhe sind leicht, zudem lassen sich die farbig lackierten Nägel darin gut präsentieren. Doch wer einen Tag lang darin läuft, dem schmerzen abends schon mal die Füße und die Sohlen brennen.
Sind Flip-Flops also schlecht für die Füße? Immerhin bieten diese deutlich weniger Halt als ein normaler Schuh, ein Fußbett fehlt ebenfalls. Kritiker bemängeln, dass die Schuhe den Gang verändern, was wiederum die Schmerzen in den Beinen und Füßen nach dem Tragen der Schuhe erklären könnte. So kommt etwa eine kleine Untersuchung, in der die Gangart von Sneaker- und Flip-Flop-Trägern verglichen wurde, zu dem Schluss: Wer Flip-Flops trägt, macht kleinere Schritte und hat eine kürzere Standphase, er läuft also schneller wieder los - möglicherweise ein Hinweis darauf, dass man in den Schuhen weniger stabil steht. Eine andere Ganganalyse zeigt: Flip-Flop-Träger neigen beim Gehen offenbar dazu, die Schuhe mit den Zehen zu greifen.
Sollten Flip-Flops daher besser ins Schuhregal verbannt werden? Tanja Kostuj, Leitende Oberärztin der Abteilung Allgemeine Orthopädie am St.-Josef-Hospital in Bochum, hält nichts davon, generell vom Tragen dieser Schuhe abzuraten. "Inwieweit die beobachteten Veränderungen tatsächlich zu Schmerzen führen, lässt sich nicht eindeutig sagen." Wer gesunde Füße hat, darf also auch in die Gummilatschen schlüpfen.
"Wenig ratsam ist es allerdings für diejenigen, die bereits unter einer Fehlstellung leiden und etwa Knickfüße haben", sagt die Oberärztin. Ein instabiles Sprunggelenk brauche ebenfalls mehr Halt, als ihm Flip-Flops bieten können und für einen Spreizfuß mit Vorfußschmerzen empfehle sich ein Fußbett. "Diabetiker sollten ebenfalls vorsichtig sein, da ihre Füße spezielle Pflege brauchen", sagt Kostuj. Mit der Zuckerkrankheit kann auch ein Taubheitsgefühl in den Füßen einhergehen. Scheuern die Riemchen zwischen den Zehen, wird dies eventuell zu spät bemerkt. Wunden heilen wiederum bei Diabetikern schwer, weil der Fuß schlecht durchblutet ist. Aus der kleinen, aufgescheuerten Druckstelle kann so eine schmerzhafte entzündete Wunde werden.
Auch bei Schuhen gilt: Abwechslung ist gesund
Doch das sind Ausnahmefälle, wer gut zu Fuß ist, muss einfach das richtige Maß finden. Generell, so Kostuj, gilt: "Flip-Flops sind als Badeschuhe entwickelt worden, für stundenlanges Tragen und Wanderungen sind sie eher wenig geeignet." Eine Gefahr für die Gesundheit gehe von ihnen eher indirekt aus: Etwa wenn man damit Auto fährt, keinen Halt hat und einen Unfall baut. "Wer damit über unebenes Gelände läuft und umknickt, kann sich die Bänder reißen oder die Knochen brechen", so die Ärztin.
Beim Kauf von Flip-Flops rät sie in erster Linie darauf zu achten, ob der eigene Fuß darin bequem liegt - und nicht etwa über die Ränder hinausrutscht. Mittlerweile gibt es auch Varianten, die nicht zwischen den Zehen scheuern, da die dünnen Riemchen mit einem Silikonschlauch ummantelt oder gleich aus weichem Leder sind. Manche High-End-Flip-Flop-Versionen sind auch mit Fußbett zu haben. Was das Material der Sohle betrifft - von Kunststoff über Kork oder Stroh bis hin zur weichen Gummisohle ist alles erhältlich - rät Kostuj ebenfalls dazu, einfach zu schauen, was sich am Fuß gut anfühlt.
Wer Probleme mit dem Rücken hat und etwa auf sein Hohlkreuz achten muss, fährt der Ärztin zufolge sogar mit Flip-Flops besser als mit Schuhen mit einem hohen Absatz. "Gerade im Sommer sind die Füße durch die Hitze angeschwollen. Dann ist es gut, dass das Sprunggelenk in Flip-Flops nicht künstlich hochgestellt ist, sondern sich frei bewegen kann", sagt sie. Die Wadenmuskulatur leistet dadurch beim Laufen kräftig Arbeit und hilft, das Blut im Venensystem wieder nach oben zu pumpen. Schwellungen klingen so ab. Längeres Floppen - etwa auf dem Bürogang, bei einer kleinen Pause vom Sitzen - kann daher sogar gesund sein.