Man mag kaum glauben, dass diese Bilder während der Corona-Pandemie entstanden sind. Leider ist es aber so. Kaum hatte Premierminister Boris Johnson die Lockdown-Regeln am 23. Juni gelockert – von zwei Meter Abstand auf "mehr als ein Meter" – wurde die Hitze im Südosten Großbritanniens richtig ausgelebt. Die Lockerung, die für Restaurants, Kinos, Hotels und Pubs ab dem 4. Juli gilt, setzten die Briten am Strand von Southend-on-Sea direkt um, wie die Fotos von Ben Stansall belegen – Abstandsregeln? Wozu?
Der Lockdown, der seit März galt, hat den Menschen in allen Ländern zugesetzt. Auch in Deutschland treffen sich besonders junge Leute in weitaus größeren Gruppen als den zugestandenen zehn Personen oder zwei Haushalten. Aber der Anblick dieses britischen Strandgedränges vor 24 Stunden jagt jedem Corona-sensiblen Menschen doch den ein oder anderen Schauer über den Rücken.
Die Worte des Premiers waren zu verlockend
"Heute kann ich verkünden, dass unser langer nationaler Winterschlaf dem Ende zugeht und in unser Leben und unsere Läden das Leben zurückkehrt", verkündete Boris Johnson am Dienstag. "Doch die Kälte könnte allzu leicht zurückkehren. Deswegen werden wir weiterhin auf den Menschenverstand und den Gemeinsinn der Briten vertrauen, den Richtlinien zu folgen und uns als Sieger durch diese Zeit und über diese Krankheit zu tragen."

Doch die von Johnson verkündete Lockerung geschah, ohne auf die Warnungen der britischen Wissenschaftler zu hören, denen der Termin zu früh erscheint. Das neue Vorgehen beinhalte Risiken, hatte der Oberste wissenschaftliche Regierungsberater Sir Patrick Vallance erklärt.
Anstieg der Erkrankungen ist sehr wahrscheinlich
Bei den täglichen Konferenzen zu Covid-19-Fällen war am Dienstag auch der Leitende Amtsarzt Chris Whitty zu Wort gekommen, dessen Einwand war, die "Rückkehr der Menschen zu normalem Verhalten" würde zu einem Anstieg an Covid-19-Fällen führen. "Wenn Leute die Kurzversion dessen hören, was gesagt wurde, lautet sie: 'Alles wieder gut jetzt, wir haben's überstanden' und beginnen, sich wieder so zu verhalten wie vor dem Coronavirus. Ja, wir werden sich einen Anstieg verzeichnen."
Quelle: "Independent"