Forschung Komplett ohne Spermium und Eizelle entstanden: Synthetischer Embryo soll bald Menschen beim Kinderwunsch helfen

Zwei Mäuseembryonen, die ineinander verschlungen sind
Die Forscher hoffen, in Zukunft von Mäuseembryonen auf Modelle sich natürlich entwickelnder menschlicher Schwangerschaften übergehen zu können, um beispielsweise Unfruchtbarkeit korrigieren zu können (Symbolbild)
© Arnanzung / Getty Images
Forschern aus Großbritannien ist es gelungen, Mäuseembryos synthetisiert in einer Schale zu erzeugen. Ihre Erkenntnisse könnten Menschen helfen, die unter Unfruchtbarkeit leiden.

Nach zehnjähriger Forschung ist es Wissenschaftlern der Universität Cambridge gelungen, einen synthetischen Mäuseembryo zu züchten, der selbständig Organe bildet – ohne das Zutun eines Spermiums oder einer Eizelle. Laut einer in der Zeitschrift "Nature" veröffentlichten Studie, brauchte es hierfür lediglich manipulierte Stammzellen.

Stammzellen haben die Fähigkeit, sich in jede andere Art von Zelle zu verwandeln – eine Fähigkeit, die beispielsweise einige Tiere nutzen, um Gliedmaßen nachwachsen zu lassen. In der Medizin haben sie das Potenzial, um bei der Herstellung von Teilen des menschlichen Körpers zu helfen, die beispielsweise durch Verletzungen oder Krankheiten geschädigt wurden.

"Unser Maus-Embryo-Modell entwickelt nicht nur ein Gehirn, sondern auch ein schlagendes Herz", sagte die Hauptautorin der Studie, Magdalena Zernicka-Goetz, Professorin für Säugetierentwicklung und Stammzellbiologie der Universität Cambridge, im Gespräch mit dem Sender CNN. "Es ist einfach unglaublich, dass wir so weit gekommen sind. Das war jahrelang der Traum unserer Community und seit einem Jahrzehnt ein Schwerpunkt unserer Arbeit, und endlich haben wir es geschafft", ergänzt sie.

Möglicher Meilenstein auf dem Weg zur besseren Behandlung von Unfruchtbarkeit

Die Forscher hoffen, in Zukunft von Mausembryonen auf Modelle sich natürlich entwickelnder menschlicher Schwangerschaften übergehen zu können.

Durch die Beobachtung der Embryonen in einem Labor statt in einer Gebärmutter erhielten die Wissenschaftler einen besseren Einblick in die beteiligten Prozesse und können erforschen, warum manche Schwangerschaften scheitern beziehungsweise wie man dies verhindern kann, fasst Zernicka-Goetz zusammen.

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Das Verfahren könne schon ab sofort genutzt werden, um neue Medikamente zu testen. Später, wenn der Übergang zu einem menschlichen Embryonenmodell möglich sei, könnte dies auch dazu beitragen, synthetische Organe für Menschen zu kreieren, die Transplantationen benötigen, fügte Zernicka-Goetz hinzu.

In der Gebärmutter benötige ein Embryo drei Arten von Stammzellen, um sich zu bilden: Eine wird zu Körpergewebe, eine zweite zum Dottersack, in dem sich der Embryo entwickelt, und die dritte zur Plazenta, die Elternteil und Fötus verbindet, wie CNN die Studienergebnisse zusammenfasst. Im Labor von Zernicka-Goetz isolierten die Forscher diese drei Arten und kultivierten sie.

Es seien jedoch natürlich noch diverse ethische und rechtliche Überlegungen anzustellen, bevor man zu menschlichen synthetischen Embryonen übergehe, betont Zernicka-Goetz.

Auch durch den immensen Unterschied zwischen Maus und Mensch könnte es daher noch Jahrzehnte dauern, bis Forscher in der Lage sind, einen ähnlichen Prozess für menschliche Modelle durchzuführen. In der Zwischenzeit könnten jedoch die bisher erlangten Informationen schon dazu beitragen, "versagende Gewebe und Organe zu korrigieren“, sagte Zernicka-Goetz im Gespräch mit CNN.

Quellen:  "Nature", CNN

km

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