Vorbeugung Eine Seuche namens Grippe

Eine Grippe sollte nicht auf die leichte Schulter genommen werden, denn sie kann zum Tode führen. Deswegen sollten sich Risikopatienten impfen lassen.

"Influenza ist keine harmlose Krankheit", sagt Professor Rainer Laufs, Direktor des Instituts für Infektionskrankheiten in Hamburg. Jedes Jahr sterben mehrere Tausend Menschen in Deutschland an der Grippe. Dennoch würde sie von vielen auf die leichte Schulter genommen. "Besonders gefährdet sind Menschen mit chronischen Erkrankungen an den Atemwegen, dem Herzen, der Leber, der Niere und Diabetiker." Auch ältere Menschen seien anfällig für die Krankheit. Die Grippe verbreite sich durch Tröpfcheninfektion, deswegen bestehe in Alten- und Pflegeheime ein hohe Ansteckungsgefahr, erklärt Laufs.

Aber auch Kleinkinder und Jugendliche seien gelegentlich unter den Grippe-Toten. "Junge Leuten kurieren die Krankheit häufig nicht richtig aus. Dadurch kann es zu Sekundärerkrankungen wie Herzmuskelentzündungen kommen, die tödlich sind", erläutert Andrea Grüber von der Arbeitsgemeinschaft Influenza. Auch sie warnt vor einer Verharmlosung der Krankheit: "Die Grippe ist eine Seuche." Aus eigener Erfahrung weiß sie, dass Grippe mindestens eine Woche Bettruhe bedeutet. Außerdem erhole man sich nur langsam von der Erkrankung. Im Unterschied zu einer Erkältung, die schleichend kommt, trete die Grippe ganz plötzlich auf. "Vor einer Stunde fühlte man sich noch gut und auf einmal geht es einem schlecht", sagt Grüber.

Gesunde Ernährung und viel schlafen

Der Schweregrad einer Grippe-Erkrankung hängt nach Angabe von Laufs von der Bösartigkeit des Virus und den Abwehrkräften ab. Aus diesem Grund sollten seiner Meinung nach Stresssituation und Schlafmangel vermieden sowie auf eine gesunde Ernährung geachtet werden. Die Ständige Impfkommission am Robert Koch-Institut (STIKO) rät generell, sich impfen zu lassen. Vor allem die so genannten Risikogruppen sollten sich schützen, also chronisch Kranke, über 60-Jährige, medizinisches Personal und Menschen mit viel Kontakt zu Publikum. Die Grippe-Saison beginnt meistens im Oktober, aber vor Weihnachten erwarten die Experten keine wellenartige Ausbreitung. "Am besten sollte man sich im Oktober oder November impfen lassen", empfiehlt Laufs.

Das Immunsystem benötigt nach der Impfung bis zu 14 Tagen, um den nötigen Schutz aufzubauen. "Die Nebenwirkungsrate ist minimal im Verhältnis zum Nutzen", meint Laufs. Nach Angaben der STIKO sei der Impfstoff sehr gut verträglich. Als Nebenwirkungen treten ihr zufolge nur leichte Beschwerden auf: Rötung oder Schwellung der Injektionsstelle, Fieber, Gliederschmerzen, Mattigkeit oder Unwohlsein. "Nur Allergiker gegen Hühnereiweiß sollten vorsichtig sein, da Spuren davon im Impfstoff enthalten sind", ergänzt Laufs.

Impfung jedes Jahr auffrischen

Jedes Jahr im Februar tritt die Weltgesundheitsorganisation (WHO) zusammen und gibt eine Impfempfehlung für die Nordhalbkugel. Der Impfstoff enthält mehrere Variationen des Grippevirus. "Derzeit hauptsächlich den Erreger H2N3 aus dem Jahr 1999, der 80 Prozent der Grippefälle im letzten Winter verursacht hat", erläutert Grüber. Wenn der aktuelle Erreger jedoch zu stark von seinen Vorgängern variiert, stellt die Impfung keinen Schutz mehr da. Dann produzieren die Grippeexperten der WHO einen neuen Mono-Impfstoff gegen diese spezielle Variante. "Leider ist die Immunantwort auf eine Grippeimpfung nicht so gut wie auf die gegen Masern", bedauert Grüber. Deswegen muss die Impfung jährlich aufgefrischt werden.

Im Deutschland gebe es nach Information der AGI bisher noch keinen Grippenachweis. Die europäischen Nachbarländer seien hingegen schon betroffen. "In Irland hat es im September drei Influenza-Ausbrüche gegeben", sagt Grüber. Auch in Spanien hat es schon Grippefälle gegeben. Deswegen rät Grüber allen Deutschen zu einer Impfung, bevor sie zu den beliebten Winterurlauben auf den Balearen oder den Kanaren aufbrechen.

Irena Güttel

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