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Neue Funktion zur Suizid-Prävention Facebook kümmert sich um suizidgefährdete User

Über ein Meldesystem können sich User an Facebook wenden, wenn Freunde öffentlich über Suizid nachdenken. Die neue Funktion soll vor allem eines: Leben retten.

Wer Dinge auf Facebook veröffentlicht, gibt viel Privates von sich preis - und nicht jeder User teilt ausschließlich schöne Momente mit seinen Freunden. Besonders Posts, die von Depressionen oder Suizidgedanken handeln, überfordern viele Nutzer. Was ist zu tun, wenn sich ein Freund oder eine Freundin selbst verletzt und davon Bilder ins Netz stellt? Oder wenn eine Person öffentlich über Suizid nachdenkt?

Facebook will seinen Usern in den USA künftig besser helfen - und hat dafür eine neue Funktion entwickelt. Benutzer können auffällige Posts dem sozialen Netzwerk melden und so zum Ausdruck bringen, dass sie sich Sorgen um einen Freund oder eine Freundin machen. "Unsere Teams sichten jede Meldung, die reinkommt", erklären Rob Boyle, Produktmanager bei Facebook, und Nicole Staubli, Facebook-Sicherheitsexpertin, in einer gemeinsamen Mitteilung. Erscheint der eingegangene Hinweis berechtigt, schicken die Expertenteams der betreffenden Person eine Nachricht.

"Ein Freund denkt, dass Du eine schwierige Zeit durchmachst", heißt es dann in der Mitteilung, die erscheint, wenn der User sich das nächste Mal bei dem sozialen Netzwerk anmeldet. Mittels Auswahlfunktion kann er sich im Anschluss einem Psychotherapeuten oder Freund anvertrauen. Außerdem will Facebook Tipps und Ratschläge geben, die dabei helfen sollen, aus einem akuten Seelentief zu finden. Das Konzept entstand in Zusammenarbeit mit Personen, die selbst schon einmal Suizidgedanken hatten - und psychologischen Beratungsstellen, wie der National Suicide Prevention Lifeline und Save.org. Ziel der neuen Funktion ist es, suizidgefährdeten Personen schnell und unkompliziert Hilfe zukommen zu lassen. Nutzer in den USA könnten schon in wenigen Wochen vom neuen System profitieren, doch auch außerhalb der Staaten soll es bald eingeführt werden.

Freunde offen und einfühlsam ansprechen

"Für Menschen in Krisensituationen ist die Möglichkeit, sich über Facebook äußern zu können, und ihre suizidalen Gedanken und Impulse mitzuteilen, ein möglicher Weg, sich Hilfe zu holen", sagt Iris Hauth, Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN). Doch nicht nur in den sozialen Medien sollte man aufmerksam sein. Auch generell sei dies wichtig, betont Hauth. Sie rät, auf Freunde zuzugehen, die in Not sind. "Es kann nur dringend empfohlen werden, ganz offen und klar die eigene Sorge um die Person anzusprechen und dabei einfühlsam und wertschätzend zu sein."

Hauth empfiehlt ein Gespräch, das beispielsweise so aussehen kann: "Was Du schreibst klingt für mich sehr verzweifelt, so als ob Du unter Druck stehst, in Not bist. Wenn man sich so ohne Hoffnung fühlt, kommen einem manchmal auch Gedanken, dass das Leben keinen Sinn mehr hat, dass man nicht mehr leben möchte. Ich habe Sorge, dass Du Dich in einer solchen Krise befindest. Kann es Dir helfen, wenn wir mal gemeinsam persönlich reden? Wenn Du das nicht magst, dann ist es ganz wichtig, dass Du nicht allein mit Deinen Gedanken bleibst und Du Dich Freunden oder Professionellen gegenüber öffnest, die Dir helfen können und werden."

Sie haben suizidale Gedanken? Hilfe bietet die Telefonseelsorge. Sie ist anonym, kostenlos und rund um die Uhr unter 0 800 / 111 0 111 und 0 800 / 111 0 222 erreichbar. Auch eine Beratung über E-Mail ist möglich. Eine Liste mit bundesweiten Hilfsstellen findet sich auf der Seite der Deutschen Gesellschaft für Suizidprävention.

ikr

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