Multiple Sklerose Krankheitsverlauf ist vom Klima abhängig

Für ihre Studie glichen die Forscher Aufnahmen des Gehirns von Erkrankten mit Wetterdaten ab
Für ihre Studie glichen die Forscher Aufnahmen des Gehirns von Erkrankten mit Wetterdaten ab
© Colourbox
Multiple Sklerose ist eine Erkrankung des zentralen Nervensystems, die meist in Schüben verläuft. Wie Wissenschaftler jetzt herausgefunden haben, verschlimmert sich die Krankheit häufig in den wärmeren Monaten. Für die Entwicklung von Medikamenten könnte dies bedeutend sein.

Bei Menschen, die an Multipler Sklerose leiden, verschlimmert sich die Krankheit in den wärmeren Monaten weitaus häufiger als im Winter. Das haben US-Forscher herausgefunden, die die Gehirnscans von über vierzig Multiple-Sklerose-Patienten mit Wetterdaten abgeglichen haben. Die Studie könnte für klinische Tests von Medikamenten zur Behandlung dieser Krankheit bedeutend sein: Den Erkenntnissen zufolge hätte der Zeitpunkt im Jahr, zu dem die oft nur sechsmonatigen Tests beginnen, einen deutlichen Einfluss auf die Ergebnisse. Dies berichten die Forscher um Dominik Meier vom Brigham and Women's Hospital in Boston im Fachmagazin "Neurology".

Multiple Sklerose ist eine chronische Erkrankung des Zentralnervensystems und zählt zu den Autoimmunerkrankungen. Hierbei richtet sich das Immunsystem des Körpers, das sonst für die Abwehr von Krankheitserregern und schädlichen Stoffen sorgt, gegen körpereigenes Gewebe. Im Falle der Multiplen Sklerose greifen die Abwehrzellen die Markscheiden der Nervenfasern in Gehirn und Rückenmark an. Die Erkrankung tritt meist zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr auf und verläuft in Schüben. Zu den häufigsten Symptomen gehören körperliche Empfindungsstörungen, Sehstörungen und Lähmungen der Muskulatur.

Mehr Entzündungen während der warmen Monate

Für ihre Studie verglichen die Wissenschaftler die zwischen 1991 und 1993 entstandenen Magnetresonanztomographie-Aufnahmen von 44 Patienten mit Wetterdaten desselben Zeitraums. Die Teilnehmer waren zum Zeitpunkt der Gehirnscans zwischen 25 und 52 Jahre alt und litten an einer bisher unbehandelten Multiple-Sklerose-Erkrankung. Jeder Patient unterzog sich ein Jahr lang insgesamt 22 Untersuchungen. Zu den Wetteraufzeichnungen zählten Daten zur Temperatur, Sonneneinstrahlung und Niederschlagsmenge. Nach einem Jahr diagnostizierten die Wissenschaftler bei 31 Versuchspersonen insgesamt 310 neue Entzündungsherde. Die meisten traten während der Frühlings- und Sommermonate auf, wobei die Anzahl der Schäden in dieser wärmeren Zeit zwei- bis dreimal höher lag als in den übrigen Monaten des Jahres.

Die Erkenntnisse sind für die Entwicklung von Medikamenten gegen die Krankheit wichtig. Von Frühling bis Winter durchgeführte klinische Studien könnten einen zunehmenden Rückgang der Erkrankung aufzeigen, wohingegen Studien für dasselbe Medikament, die im Winter beginnen, widersprüchliche Ergebnisse haben könnten.

Frühere Studien hatten bereits gezeigt, dass die Krankheit in unterschiedlichen Regionen unterschiedlich häufig vorkommt: Um den Äquator ist das Risiko an Multipler Sklerose zu erkranken niedriger als in den nördlichen oder südlichen Breiten. Dies deutet bereits darauf hin, dass Umwelteinflüsse beim Entstehen der Multiplen Sklerose eine Rolle spielen.

In Deutschland sind etwa 120.000 Menschen von Multipler Sklerose betroffen. Heilbar ist die Krankheit noch nicht, jedoch können durch eine gezielte Therapie die Entzündungen verringert und so die Lebensqualität des Betroffenen aufrechterhalten werden.

DDP
DDP

PRODUKTE & TIPPS