Nach Gesichtstransplantation Blutgefäße verzweigen sich neu

Ein komplettes Gesicht zu transplantieren, ist nicht einfach. Doch für Patienten gibt es Hoffnung: Forscher haben entdeckt, dass sich die Blutgefäße nach einem solchen Eingriff neu vernetzen.

Wie gut ein transplantiertes Gewebe durchblutet ist, entscheidet auch darüber, ob es vom Spender angenommen oder abgestoßen wird. Dass sich das fremde Gewebe dem Empfänger offenbar besser anpasst als bis jetzt angenommen, zeigt eine überraschende Entdeckung: Die Blutgefäße im Gesicht verzweigen sich nach einer kompletten Gesichtstransplantation offenbar neu. Das haben US-Wissenschaftler mit einer speziellen Technik bei drei Patienten ein Jahr nach der Transplantation beobachtet.

Die Aufnahmen sollten am Mittwoch auf der Jahrestagung der Radiologischen Gesellschaft von Nordamerika (RSNA) in Chicago vorgestellt werden. Die Experten Frank Rybicki und Kanako Kumamaru stammen vom Brigham and Women’s Hospital in Boston (US-Staat Massachusetts), wie aus einer Kongress-Mitteilung hervorgeht. An dieser Klinik bekamen demnach seit dem Jahr 2011 vier Patienten ein komplett neues Gesicht.

Bei einer Gesichtstransplantation erhalten Menschen mit dramatischen und entstellenden Verletzungen Gewebe von Organspendern. Während der Operation verbinden die Chirurgen die Arterien und Venen des Patienten mit denen des Spendergewebes. Experten hätten bisher angenommen, das Blut fließe bei den Patienten lediglich durch diese Verzweigungen, sagte Rybicki. Nun beobachteten die Mediziner einen Vorgang, den sie Kollateralisation nennen. Dabei verlängern und weiten sich bestehende Blutgefäße und bilden neue Netzwerke untereinander.

Bessere Planung von Transplantationen

Auch Gefäße, die eher mit der Blutversorgung von hinteren Kopfteilen in Zusammenhang gebracht werden, spielten offenbar eine Rolle dabei, wie gut sich die Blutbahnen neu organisierten. Die Forscher folgern, dass vor einer Transplantation auch überprüft werden muss, ob diese Gefäße normal arbeiten. Das Team erhofft sich, Gesichtstransplantationen künftig besser planen zu können. Für die Untersuchungen verwendeten die Radiologen eine computertomographische Methode, mit der die Gefäßdurchblutung erfasst werden kann.

Die ersten großflächigen Gesichtstransplantationen erfolgten Mitte der 2000er Jahre. So bekam eine Französin im Jahr 2005 einen Teil eines Gesichts verpflanzt. Sie war von einem Hund angefallen worden. Auch in China, Spanien und an anderer Stelle in den USA erhielten Menschen seither durch eine Transplantation ein neues Gesicht.

DPA
awö/DPA

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