US-Forscher prognostizierten das bevorstehende Leiden anhand einer neuen Aufnahmetechnik, die leichte Veränderungen im Hippocampus aufzeigt, einer für das Gedächtnis verantwortlichen Hirnregion. Bei sechs von sieben Menschen mit einer gebremsten Stoffwechselaktivität im Hippocampus setzten ein knappes Jahrzehnt später die typischen Alzheimer-Symptome ein.
Neues aus der Alzheimer-Forschung
Höhere Dosen von Folsäure haben das Gedächtnis älterer Menschen bei einer Studie in den Niederlanden um durchschnittlich zu 5,5 Jahre verjüngt. Die Untersuchung an 818 Männern und Frauen im Alter von 50 bis 75 Jahren wurde am Montagabend (Ortszeit) auf einem internationalen Alzheimer-Kongress in den USA vorgestellt. Sie ergab, dass außer dem Gedächtnis auch die Wahrnehmungsfähigkeit der Teilnehmer zunahm.
So verbesserte sich die Reaktionszeit der Senioren nach dreijähriger Einnahme von täglich 800 Mikrogramm Folsäure deutlich. Sie reagierten so schnell und so gut wie andere Teilnehmer, die zwei Jahre jünger waren. Dieser Effekt sei bei Kontrollpersonen ausgeblieben, die zum Vergleich lediglich wirkungslose Placebo-Pillen erhalten hatten, berichtete Jane Durga von der Universität Wageningen (Niederlande) auf dem Kongress in Washington.
Folsäure gehört zur Vitamin-B-Gruppe und ist in Orangen, Erdbeeren, fast allen dunkelgrün blättrigen Gemüse- und Salatarten sowie in Bohnen enthalten, allerdings in weitaus niedrigeren Dosierungen. Nebenwirkungen von 800 Mikrogramm Folsäure sind nicht bekannt.
Früheren Studien hatten ergeben, dass Folsäure auch vor Herz- und Kreislauferkrankungen sowie Schlaganfällen schützen kann. In den USA werden Mehl und andere Getreideprodukte wie Frühstücksflocken generell mit Folsäure angereichert, um schwere Geburtsschäden bei Föten zu verhindern.
Risikofaktoren meiden
Das Team um Lisa Mosconi von der Universität New York machte die Hirnscans mit der so genannten Positronen-Emissionstomographie (PET), wie sie am Sonntagabend (Ortszeit) auf einer internationalen Alzheimer-Tagung in Washington berichtete. Ihre Untersuchung schloss 53 gesunde Menschen mittleren Alters ein, die über einen Zeitraum von 24 Jahren beobachtet wurden. Sechs von ihnen haben seitdem die Merkmale des bisher noch unheilbaren Nervenleidens entwickelt: Vergesslichkeit, leichte Erregbarkeit und körperlicher Verfall.
Das Ergebnis könnte Medizinern einmal erlauben, Mitglieder aus "Alzheimer-Familien" vorzeitig zu testen und den Ausbruch der Krankheit gegebenenfalls durch Veränderungen des Lebensstils sowie durch Medikamente hinauszuzögern. Eine japanische Studie, die ebenfalls auf dem Kongress vorgestellt wurde, zeigte unter anderem den Nutzen von Frucht- und Gemüsesäften mit Polyphenolen zur Vorbeugung gegen das Alzheimer-Leiden. Eine gewisse Abwehr bewirken auch Gedankenspiele und andere Aktivitäten, die das Hirn trainieren, sowie ein geselliges und abwechslungsreiches Leben.
Eine Zwillingsstudie aus Schweden signalisiert, dass schwere Entzündungen des Zahnfleisches, erkennbar an dem Verlust eines oder mehrerer Zähne vor dem 35. Lebensjahr, das Alzheimer-Risiko vervierfachen können. Die Untersuchung an 109 identischen Zwillingen bestätigte, dass ein Schlaganfall in jüngeren Jahren das Risiko für Alzheimer sogar versechsfacht.
DPA