Die Herztransplantation gilt als die Königsdisziplin der Chirurgie. Dabei ist sie nicht so komplex wie man denkt. Moderne Maschinen können Herzen konservieren.
Organspende Herzchirurg erklärt die Schwierigkeiten einer Herztransplantation
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Aus den Büchern lernt man, dass die Herztransplantation eigentlich eine der einfacheren Eingriffe der Herzchirurgie ist. Unsere erfahreneren Chirurgen würden sagen: „Man näht vier Mal im Kreis.“ Das ist natürlich sehr einfach dargestellt. Es gab tatsächlich Zeiten als man viele Patienten hatte, die nicht voroperiert waren und man auch sehr gute, gesunde Organe verpflanzen konnte, wo diese Operation möglicherweise einfacher war. Heutzutage, so erlebe ich das, ist es eine Operation, die von sehr erfahrenen Chirurgen durchgeführt werden muss. Weil das Risiko, dass man dort etwas verletzt, was dann zum Beispiel bluten kann und den Patienten dann auch in eine instabile Situation bringen kann, deutlich größer ist als bei nicht voroperierten Patienten. Ein ganz, ganz wichtiger Punkt – und das hat etwas mit der Erhaltung des Organs zu tun, mit dem Herzen, was wir transplantieren wollen – ist die sogenannte Ischämiezeit. Das ist die Zeit, wo das Herz, was man transplantieren möchte, von dem Spender nicht durchblutet ist. Beim Herzen ist es so, dass wir eine maximale Ischämiezeit von vier Stunden tolerieren können. Dann haben Sie vier Stunden Zeit, um dieses Organ nicht nur zu entnehmen, sondern auch zu transportieren – in unser Zentrum bringen, wieder einnähen und wieder die Klemme beim Empfänger öffnen. Stellen Sie sich jetzt mal vor, Sie sind in Hannover oder in Hamburg und sie wollen ein Organ aus Süddeutschland holen, aus München, wo allein die Transportzeit zweieinhalb Stunden beträgt. Die neue Methode, die wir besitzen, ist sozusagen eine ex vivo – also außerhalb des Körpers – Organkonservierung. Was bedeutet das? Das bedeutet, dass das Herz weiterhin durchblutet wird, was entnommen wird. Es bedeutet auch, dass das Herz dann schlägt, weil durch die Durchblutung wird sozusagen auch Sauerstoff an das Herz weitergegeben. Das kann sich jeder ja gut vorstellen, dass der Vorteil zu der konventionellen Kühlung auf Eis, wo das Organ nicht durchblutet wird, kann ich natürlich eine viel längere Zeit das Herz sozusagen konservieren, bis zur ursprünglichen Transplantation. Wir konnten hier in Hannover zum Beispiel in Nordschweden eine Entnahme machen. Wir waren in Litauen. Normalerweise hätten wir in so einer Situation gesagt: „Entschuldigung, aber Litauen ist so weit entfernt. Wir müssen da über zwei Stunden mit einem Jet hinfliegen. Die Transportzeit und Entnahmezeit würden dann deutlich diese Vier-Stunden-Grenze überschreiten, die wir sonst immer akzeptieren.“ Und so haben wir zum Beispiel Organe akzeptiert, die man sonst verworfen hätte aufgrund der Distanz. Und ich habe natürlich den Vorteil, dass sich Patienten, die voroperiert sind viel, viel gründlicher von ihren ganzen Verwachsungen befreien kann. Und die Sicherheit für die Transplantation dadurch erhöhen kann.