Vor gut einem Jahr kündigte die renommierte Fachzeitschrift "The Lancet" das "Ende der Homöopathie" an. Grund dafür war eine Analyse Schweizer Epidemiologen, die zu dem Schluss kam, dass die Effekte der Homöopathie mit einiger Sicherheit ausschließlich auf Placebo beruhen. Homöopathen aus aller Welt protestierten lautstark und versuchten, Schwächen in der Analyse aufzuzeigen.
Natürlich finden sich gewisse Schwächen in der Analyse – wie in jeder wissenschaftlichen Untersuchung. So gesehen ließe sich die Diskussion endlos fortsetzen. Der Punkt ist jedoch, das die "Lancet"-Arbeit nur die Spitze eines Eisbergs von Analysen ist, die alle zum gleichen Ergebnis kommen: Die Wirksamkeit der Homöopathie ist nicht bewiesen.
Krasser Widerspruch zu allem, was wir wissen
Homöopathie basiert im Wesentlichen auf zwei Grundsätzen: Erstens wird angenommen, dass auf homöopathische Art verdünnte Mittel nicht weniger, sondern mehr Heilkraft besitzen - selbst wenn sie kein einziges Molekül der Ausgangssubstanz mehr aufweisen. Zweitens wird die "Ähnlichkeitsregel" zugrunde gelegt: Ein Mittel zum Beispiel, das bei Gesunden Kopfschmerzen auslöst, wird als Medikament gegen Kopfschmerzen angesehen. Beide Grundsätze stehen im krassen Widerspruch zu allem, was wir heute über Naturgesetze wissen. Deshalb ist es kaum verwunderlich, dass Homöopathie seit 200 Jahren Gegenstand eines erbitterten Gelehrtenstreits ist.
Die wohl erste umfassende Gesamtanalyse der Homöopathie wurde im "Dritten Reich" durchgeführt. Viele Nazi-"Größen" waren Homöopathie-Anhänger, und so kam es, dass ein breit angelegtes Forschungsprogramm initiiert wurde, das die Richtigkeit der homöopathischen Annahmen belegen sollte. Dieser Schuss ging nach hinten los: Die Ergebnisse waren auf ganzer Linie negativ. Für die Homöopathie hätte das bereits 1945 das Aus bedeuten können. Deshalb, so nimmt man an, ließen enthusiastische Homöopathen die Dokumente nach dem Krieg kurzerhand verschwinden.
Homöopathie beruht auf Placebo-Effekten
Inzwischen existieren mehr als ein Dutzend neuerer Analysen, die Teilaspekte der Homöopathie so objektiv wie möglich beurteilen. Die große Mehrzahl davon stimmt mit dem Ergebnis der "Lancet"-Arbeit überein: Die von vielen Patienten angegebenen Wirkungen der Homöopathie sind mit allergrößter Wahrscheinlichkeit auf Placeboeffekte zurückzuführen.
Ich persönlich halte viel von Placeboeffekten. Sie können erheblich dazu beitragen, Beschwerden zu lindern; die meisten Ärzte werden mir zustimmen. In Bezug auf die Homöopathie ist man dann leicht geneigt, tolerant zu sein. Schließlich ist es egal, wie ein Mittel wirkt, Hauptsache, es hilft! Leider ist dies nicht die ganze Wahrheit. Vergessen wird, dass auch Mittel, die pharmakologische Wirkung aufweisen, in der Lage sind, Placeboeffekte zu erzeugen. Mit anderen Worten: Wir brauchen kein Placebo, um von einem Placeboeffekt zu profitieren.
Bezogen auf Homöopathie heißt das in etwa Folgendes: Homöopathika mögen vielen Patienten vermittels Placeboeffekten helfen. Das allein rechtfertigt ihren breiten Einsatz jedoch kaum. Eine gute Therapie ist nämlich eine Behandlung, die neben dem Placeboeffekt spezifische Heilungskräfte beinhaltet und dabei wenig Nebenwirkungen aufweist.