"Mann schmeckt die Kippe gut." Wie zufällig bläst mein alter Freund Christopher eine Rauchwolke in meine Richtung. Zuvor hatte er die Zigarette bereits mit großer Geste aus der Schachtel geholt und genussvoll an ihr geschnüffelt. Nun grinst er fröhlich und hofft auf einen Lacher. Tue ich ihm den Gefallen, ist die Chance ziemlich groß, dass sich dieses Szenario noch einige Mal am Abend wiederholen wird.
Rauchfreie Zone
Björn Erichsen, Jahrgang 74, lebt und arbeitet als Journalist in Hamburg. Schwerpunkte sind Politik, Kultur, Medien und Sport. Seit neuestem treibt ihn die Frage um, ob man sich nach 120.000 Zigaretten noch einmal Nichtraucher nennen darf.
Die "Bemühten" sind überall
Täglich grüßt das Murmeltier: Mindestens zwei Dutzend Mal habe ich exakt diese Situation in den letzten Wochen erlebt. Warum Christopher und andere Spaßvögel diesen Witz ständig wiederholen, ist mir schleierhaft. Auffällig finde ich aber, dass sich manche Raucher mir gegenüber wirklich sonderbar verhalten. Es gibt tatsächlich wiederkehrende Verhaltensmuster, entspannte Normalität sieht anders aus.
Neben dem "Spaßvogel" ist der Typus des "Bemühten" am weitesten verbreitet. Er ist gnadenlos rücksichtsvoll. Dabei sollte meine Schonfrist nach sieben Wochen ohne doch langsam ausgelaufen sein. In meinem Beisein verzichten sie entweder demonstrativ auf Zigaretten, oder fragen fast schon verschämt nach, ob es ok wäre, wenn sie sich jetzt eine anstecken würden. Manche von ihnen stellen beim Ausblasen derartige Verrenkungen an, dass ein orthopädischer Schaden programmiert ist. Alles nur, damit ich unter ihrer Raucherei nicht leiden muss.
Als wäre ich aus der geheimen Nikotinbruderschaft ausgetreten
Weniger zuvorkommend, aber zum Glück auch weniger häufig ist der letzte Typus: Denn er ist der "Feind", besser gesagt ich bin seiner. Geht es um das Thema Rauchen fährt er stets Kampflinie. Derb im Tonfall, von Vorzügen des Nichtrauchens will er nichts wissen. "Na, du Verräter", ist die gebräuchliche Grußformel. Ansonsten verstehen wir uns aber blendend.
Ich reime mir das so zusammen: Er ist überzeugter Raucher und sieht seine Spezies immer und überall bedroht. Mit meinem Rauchstopp bin ich ihm in den Rücken gefallen, bin quasi aus einer Art geheimen Nikotinbruderschaft ausgetreten und werde dafür nun geächtet. Wer nicht mit ihm raucht, ist gegen ihn. So vermutlich die Logik.
Besondere Rücksicht ist nicht nötig
Ich beobachte all dies recht amüsiert, wirklich verstehen kann ich es nicht. Einen Schmachter habe ich nur selten, besondere Rücksicht ist überhaupt nicht nötig. Ebenso wenig die kleinen Anfeindungen, ich habe nicht die Absicht jemanden zu missionieren. Na ja, und was ich von schlechten Witzen halte, muss ich nicht erklären. Interessant ist es trotzdem: Für mich scheint das Rauchen weit weniger präsent zu sein, als für manche Raucher meine Abstinenz. Vielleicht geht es aber auch gar nicht so sehr um mich, sondern um sie selbst.
Wie auch immer. Wieder mal vielen Dank für die Kommentare unter dem letzten Artikel und dem Blog. Die Gewichtszunahme nach dem Rauchstopp scheint für viele ein sehr leidiges Thema zu sein. Manche Gewichtsangaben machen weiterhin Angst. Sehr charmant und weise die Kommentare von "Suschi" und "frauiminternet": Auch wenn es gerade im Sommer schwer fällt, sollte ich wohl wirklich nicht so sehr auf den Bauchumfang schauen, sondern das Leben ohne Zigaretten einfach nur genießen.